INTERVIEW: Sean Penn

INTERVIEW: Sean Penn
Im Jahr 2011, zur siebten Ausgabe des Zurich Film Festival, schaute Sean Penn in der Limmatstadt vorbei: Der 28. September stand damals voll und ganz im Zeichen von Sean Penn, der in Zürich den "Golden Icon Award" des Festivals in Empfang zu nehmen durfte... Das Festival lud damals zur Pressekonferenz, an welcher Sean Penn über seine Filme sprach:

Zehn Jahre warten bis Milk...

Auf die Fragen zu seiner Rolle als Harvey Milk, für den er auch den Oscar gewann, erklärte Sean Penn, dass Regisseur Gus van Sant ihn bereits zehn Jahre früher angefragt habe. Er habe sich damals aber noch zu jung für die Rolle gefühlt. In der Zwischenzeit sei Gus mit dem Drehbuchautor Dustin Lance Black zusammengesessen und gemeinsam hätten sie am Film weitergearbeitet. Rund zehn Jahre später seien die Beiden wieder auf ihn zugekommen, und er habe die Chance dann gepackt. Er musste es ja tun, wenn sie schon so lange auf ihn gewartet hätten, meinte er weiter. In der Zwischenzeit habe er auch viele Dokumentationen über den schwulen Politiker Harvey Milk gesehen.

Auf die Frage nach der Bedeutung der Rolle meinte er, dass er, sofern er dies als Schauspieler überhaupt dürfe, insgeheim gehofft habe, dass seine Darstellung von Harvey Milk auch politisch etwas bewege. Doch dies sei vielmehr der Verdienst von Gus van Sant und Dustin Lance Black, als seiner, fügte er bescheiden hinzu.

Mehr Regisseur oder mehr Schauspieler?

Wenn er nur einen Film hätte machen können, dann wäre es "Into the Wild" geworden, erklärte er stolz über seinen hochgelobten Film, bei dem er nicht vor der Kamera, dafür aber dahinter wirkte. Er selber profitiere bei der Arbeit mehr von Regisseuren, welche auch selber auch Schauspieler sind. Dabei nannte er Woody Allen und Clint Eastwood: Beide seien zwar grossartige Schauspieler, doch er profitiere noch mehr von ihnen als Regisseur und Drehbuchautoren. Er sei mit Val Kilmer aufgewachsen in Hollywood, und sie hätten eine Liste zusammengestellt, mit welchen Schauspielern sie gerne mal zusammenarbeiten würden. Doch heute wo er die Möglichkeiten habe, gehe er nicht "strategisch" vor um diese Liste abzustreichen, sondern, es sei ihm viel wichtiger, mit welchen Regisseuren er ein Projekt angehe. So sei etwa Terrence Malick, er ist für Filme wie "The Tree Of Life" und "The Thin Red Line" zuständig, jemand, der bei ihm die grösste Bewunderung auslöse.

Sein soziales Engagement in Haiti

Ein wichtiges Anliegen für Sean Penn ist auch sein unermüdlicher Einsatz im Zusammenhang mit seiner Organisation im Erdbebengebiet von Haiti. Entsprechend emotionell und sichtlich bewegt hat der Schauspieler diesbezüglich geantwortet. Derzeit würden rund 300 Frauen und Männer für seine Organisation, die J/P HRO, in Haiti arbeiten, darunter auch sein 18-jähriger Sohn, der einen sehr guten Job vor Ort leiste. Er selber, so erklärte Sean Penn weiter, sei vor allem dazu da um Geld zu sammeln, doch wenn es sein Terminkalender zulasse, dann versuche er pro Monat während mindestens einer Woche vor Ort selbst zu zupacken. Er sei aber in ständigem Kontakt mit seinen Leuten vor Ort und habe praktisch täglich Telefonkonferenzen, fügte er hinzu. Haiti liege nur 1 1/2 Flugstunden von einer der grössten Wirtschaftsmacht entfernt, auf der Hälfte einer Insel, und es sei eine Schande, wenn man Haiti nicht wieder aufrichten könne. Dabei kritisierte er auch noch einen Bericht des Magazins "Rolling Stone" aufs massivste. Dieser Artikel, welcher die Hilfe in Haiti als gescheitert betitelt, bestehe nur aus non-sense! Haiti könne vielmehr ein Beispiel für die Welt werden, zeigte er sich überzeugt. Auf die Frage, ob er selber in die Politik wolle, zitierte Sean Penn nur einen irischen Schriftsteller: "Er könne gar nicht in die Politik gehen, denn er habe nur ein Gesicht!".

Oscar vs. Golden Icon Award

Ein Oscar ist aus der Sicht von Sean Penn offenbar schlicht überbewertet: Eine "Fucking Freak Show", und alle seien neidisch aufeinander. Für den Gewinner ist es dann jeweils wie ein Befreiung, endlich keine Castings und keine Interviews mehr, meinte er in Bezug auf den Karriereschub, der ein Oscar mit sich bringt. In Bezug auf Zürich meinte er, dass es hier viel schöner sei: Er habe ja bereits gewonnen, scherzte er. Er sei gern ans Zurich Film Festival gekommen, auch, da es sein Kalender gerade zugelassen habe. Schliesslich habe man ihn ja auch eingeladen, und ein Freund habe ihm auch schon von diesem noch jungen Festival erzählt.