DEUTSCHLAND: Olivia Jones im Reichstag

DEUTSCHLAND: Olivia Jones im Reichstag
Definitiv nicht zu übersehen, sowohl ob ihrer Perücke aber auch wegen ihrer Grösse von über zwei Metern, nahm Drag Queen Olivia Jones, eingeladen von den Grünen, an der Wahl des deutschen Bundespräsidenten teil: Wenig überraschend wurde, wie vorgeschlagen, der SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier gewählt.

Altershalber wollte Joachim Gauck nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Bundespräsident kandidieren. Nach einer langen, mitunter alles anderen als einfachen Kandidatensuche, einigten sich CDU/CSU und SPD schliesslich auf Frank-Walter Steinmeier als offiziellen Kandidaten, und wenig überraschend wurde er am Sonntag auch mit 931 von 1260 Stimmen in seinem neuen Amt bestätigt. Für einen wahren Farbtupfer im Meer aus schwarz, grau und blau sorgte Drag Queen Olivia Jones, welche in knalligem Orange-Rot erschien. Sie wurde von der Grünen Partei eingeladen an der Wahl teilzunehmen, und war damit die erste Drag Queen in einer offiziellen Funktion im deutschen Reichstag.

Olivia Jones stimmte damit zusammen mit Politikern wie Angela Merkel und Sigmar Gabriel ab, aber auch mit anderen Berühmtheiten, welche von den Parteien eingeladen wurden, darunter Hape Kerkeling, Iris Berben, Joachim Löw, Veronica Ferres, Carolin Kebekus und Peter Maffay. Doch ohne Zweifel, die über 2 Meter grosse Drag war an diesem Tag das wohl beliebteste Foto- und Selfie-Sujet unter der Kuppel des Reichstags – noch vor dem frisch gewählten Steinmeier oder Kanzlerin Merkel. Doch auch Letztere war offenbar fasziniert von der Drag, als sie sich zu einem kurzen Wortwechsel getroffen haben - inklusive anschliessendem Foto natürlich. Olivia Jones wurde mit einem Rollstuhl zur Wahl gefahren, nachdem sie sich einer operativen Beinkürzung von sechs Zentimetern unterziehen musste.

Seit längerem ist Olivia Jones auch selber politisch aktiv und setzt sich mit Vehemenz vor allem gegen die Rechtsaussen-Partei Alternative für Deutschland AfD ein, und dies natürlich in Bezug auf die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender. So etwa, wenn die AfD fordert, dass Homosexualität nichts im Schulunterricht zu suchen habe, bietet sie den Aushängeschildern der Partei gerne mal die Stirn oder lädt sie zu Lesungen zu diesem Thema ein. Vor wenigen Wochen erklärte Jones zudem, dass sie eines Tages selber als Bundespräsident kandidieren wolle. Die Rolle würde ihr gut stehen, meinte sie damals, und ihr würde in diesem Amt bestimmt nicht langweilig.

Politisch gesehen hat der Bundespräsident in Deutschland kaum Macht, er wird aber sowohl im In- wie auch im Ausland als moralische Instanz gesehen. Von Frank-Walter Steinmeier wird vor allem erwartet, dass er in dieser Funktion auch international brillieren kann, zumal er als ehemaliger Aussenminister bereits gute Kontakte ins Ausland besitzt. Der Sozialdemokrat sorgte zudem für Schlagzeilen, als er Donald Trump als Hassprediger bezeichnete, welcher Politik mit der Angst mache. Das Amt des Bundespräsidenten wird Steinmeier am 19. März übernehmen.