FRANKREICH: Gibt’s einen homophoben Präsidenten im 2017?

FRANKREICH: Gibt’s einen homophoben Präsidenten im 2017?
Auch in Frankreich stehen im nächsten Jahr Wahlen an, und wie es dort aussieht, könnte es aus schwullesbischer Sicht, wie bereits in den USA, zu einer weiteren Enttäuschung kommen: Mit François Fillon steht für die Républicains ein konservativer Katholik in den Startlöchern, und von Marine Le Pen vom Front National wollen wir mal gar nicht erst sprechen.

Dass sie sich zur Wahl stellt, ist längst bekannt, doch wer von den Konservativen, den Républicains, gegen Marine Le Pen und ihre Rechtsaussen-Partei in den Ring steigt, muss sich noch weisen. Nach den Vorwahlen vom vergangenen Wochenende hat sich das Feld etwas gelichtet, der ehemalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist aus dem Rennen ausgestiegen und damit treten nun François Fillon und Alain Juppé in einer Stichwahl gegeneinander an. Dass Fillon nun gar als Favorit gilt, ist doch sehr überraschend, wurde er doch bislang als Aussenseiter auf Platz 3 hinter Juppé und Sarkozy gehandelt.

Fillon setzt vor allem auf die Wirtschaft und kündigt an mit liberalen Reformen Frankreich wieder wettbewerbsfähig machen zu wollen. Doch was würde ein Präsident Fillon für die LGBT-Community bedeuten – wohl nicht viel gutes, wenn man auf seine politische Vergangenheit blickt. Der heute 62-Jährige ist ein erzkonservativer Katholik und wurde als einer der jüngsten Abgeordneten ins französische Parlament gewählt. Dort stimmte er im Jahr 1981 gar gegen eine Aufhebung des Verbots für einvernehmliche, sexuelle Handlungen von gleichgeschlechtlichen Paaren. Glücklicherweise unterlag er mit seiner abweisenden Haltung und das Parlament führte ein Jahr später das Schutzalter 15 auf einvernehmlichen Sex für schwullesbische Paare ein.

Als François Hollande die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ins Parlament einbrachte, war Fillon wieder bei den Gegnern und lehnte den Antrag ab – erneut erfolglos. Sollte er mal an die Macht kommen, drohte er noch im November 2012 in einem Interview gegenüber dem Telegraph, dann werde er Marriage Equality wieder rückgängig machen. Von dieser Aussage hat er sich mittlerweile wieder distanziert, wohl auch mit dem Wissen, dass er damit keinen Rückhalt in der französischen Bevölkerung finden würde. Davon, dass lesbischen oder Single-Frauen der Zugang zur künstlichen Befruchtung offen stehen soll, will er allerdings nichts wissen, und daran hält er auch weiter fest.

Überraschend, dass sich François Fillon bei den bisherigen Vorwahlen der Konservativen so deutlich gegen Alain Juppé durchsetzen konnte, ist vor allem, wenn man bedenkt, dass Juppé zu den beliebtesten Politikern Frankreichs gehört. Der 71-Jährige konnte 27.4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, Fillon doch immerhin 43.5 Prozent, und damit kommt es an diesem Wochenende zur Stichwahl zwischen den Beiden. Aus schwullesbischer Sicht wäre ein Präsident Juppé erfreulich, hat der derzeitige Bürgermeister von Bordeaux doch angekündigt, dass er die Ehe für schwullesbische Paare nicht antasten werde. Auch befürworte er weiterhin das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Juppé hat bereits im August 2014 angekündigt, dass er an den Wahlen 2017 als Kandidat teilnehmen werde. Er hatte bereits mehrere Ministerposten inne und war von 1995 bis 1997 auch schon Premierminister Frankreichs.