INDIEN: Politiker startet Online-Petition um Anti-Gay-Gesetze abzuschaffen

INDIEN: Politiker startet Online-Petition um Anti-Gay-Gesetze abzuschaffen
Durch die Section 377 in der indischen Verfassung ist einvernehmlicher Sex unter gleichgeschlechtlichen Erwachsenen verboten. Nachdem die Gerichte und die Politik gescheitert sind, dieses Relikt aus der britischen Kolonialzeit aufzuheben, versucht es ein Politiker nun mit einer Online-Petition.

Nachdem es vor Gericht nicht weiterging, versuchte er es über die Politik, doch auch dort ist Shashi Tharoor aufgelaufen. Als Abgeordneter hat er einen Gesetzesentwurf ins Parlament getragen, um die Section 377 abzuschaffen, welche selbst gleichgeschlechtlichen Sex, welcher einvernehmlich und im privaten Rahmen stattfindet, verbietet. Das indische Unterhaus sprach sich aber mit deutlicher Mehrheit gegen die Aufhebung dieser Sektion aus den 1860er Jahren aus, und zwar mit 71 zu 24 Stimmen.

Shashi Tharoor, welcher für die oppositionelle National Congress-Partei im Parlament sitzt, denkt aber nicht ans Aufgeben, und so hat er nun eine Online-Petition bei Change.org lanciert um auf diesem Weg Unterschriften zu sammeln und damit den Druck auf die Regierung zu erhöhen. Er fordert, dass einvernehmlicher Sex unter Erwachsenen legal ist, egal welche Geschlechter dabei involviert sind. Dabei nimmt er aber auch gleich den Gegnern den Wind aus den Segeln, indem er unterstreicht, dass dadurch in keinster Weise Vergewaltigungen, Sex unter Zwang oder Pädophilie gerechtfertigt werden.

Man solle die Petition unterschreiben, um damit dem Premierminister zu zeigen, dass die indische Bevölkerung die Section 377 abschaffen möchte. Die sexuelle Orientierung, die Sexualität und der Partner soll jeder frei wählen dürfen, doch das indische Gesetz sehe dies derzeit leider anders, erklärt Tharoor weiter. Diese Section habe Einfluss auf die LGBTQ-Community, aber auch auf heterosexuelle Paare. Es sei etwas, dass zum Unterdrücken und zum Schikanieren geschaffen wurde. Die Section 377 wurde in den 1860er Jahren nach den viktorianischen Moralvorstellungen verfasst, und dies habe keinen Platz mehr in einem modernen Land wie Indien.

Ein Obergericht in New Delhi hat gleichgeschlechtlichen Sex im Jahr 2009 für legal erklärt und die Section 377 damit ausser Kraft gesetzt. Das Supreme Court hat das Urteil im Jahr 2013 jedoch für ungültig erklärt und die Section damit wieder eingeführt. Die Richter fanden damals, dass es keine gesetzliche Grundlage gebe, die Section 377 aufzuheben, dies müsse auf politischem Weg geschehen. Da Homosexualität in Indien nach wie vor ein massives Tabu ist, wagt sich jedoch kaum ein Politiker dieses heisse Eisen anzufassen - dies zeigte etwa die Abstimmung im indischen Unterhaus.