INDONESIEN: 80 Gay Websites und Apps blockiert

INDONESIEN: 80 Gay Websites und Apps blockiert
Die derzeitigen Entwicklungen in Indonesien sind mit Sorge zu beobachten: Die Regierung hat die Drohung wahr gemacht und beschlossen rund 80 schwule Apps und Webseiten zu blockieren, darunter so prominente Namen wie Grindr, Blued und Scruff. Der Vorwurf gegenüber diesen lautet, dass sie „den Gay Lifestyle promoten“. Damit führt das islamische Land quasi ein Anti-Gay-Propagandagesetz ein. Auch gehen derzeit die Anhörungen vor Gericht weiter, ob Homosexualität künftig unter Strafe gestellt werden soll.

Bis vor wenigen Jahren verhielt sich das viertbevölkerungsreichste Land der Welt mehr oder weniger neutral, wenn es um Homosexualität ging, ja Orte wie Bali wurden gar zu wahren Traumdestinationen auch für die LGBT-Community. Durch die kontinuierlich konservativere Auslegung des Islams hat sich das Land aber in jüngster Zeit immer mehr von dieser Haltung verabschiedet. Nicht zuletzt auch durch den immer grösser werdenden Einfluss Saudi Arabiens in der Region wird Homophobie in jüngster Zeit ziemlich offen gelebt und ausgedrückt. Es werden stetig neue Versuche unternommen um die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender im Land einzuschränken. Selbst Politiker in höchsten Ämtern scheuen nicht mehr davor zurück, homophobe Forderungen öffentlich zu platzieren.

Die neuste Ankündigung der Regierung ist denn auch äusserst besorgniserregend: Man wolle die Gay Kultur zerstören und im Internet Seiten mit „Gay Propaganda“ sperren. Wie ein Sprecher des Kommunikationsministeriums gegenüber der AFP bestätigte, seien davon auch Apps wie Grindr und Blued betroffen, da diese den homosexuellen Lifestyle promoten würden. Zwar ist noch nicht genau bekannt, welche Seiten und Apps bereits gesperrt wurden, doch Buzzfeed berichtet von total mehr als 80 Apps und Homepages, darunter auch News-Websites. Ob beispielsweise gay.ch in Indonesien noch aufgerufen werden kann, ist ob der expliziten URL fraglich.

Verschiedenste LGBT Organisationen kritisieren das Vorgehen der Behörden aufs schärfste. Yuli Rustinawati von Arus Pelangi erklärte etwa, dass die Community durch diese Massnahmen noch mehr isoliert werden. So würden sie in der virtuellen Welt keine Freunde mehr finden können. Dies sei schon sehr seltsam, wenn man mit einem solchen Verbot Menschen davon abhalten wolle, dass sie neue Freunde kennenlernen können.

Die Massnahmen wurden ergriffen nachdem die Polizei einen Pädophilenring sprengen konnte, und auf einem iPad, welches in diesem Zusammenhang beschlagnahmt wurde, angeblich schwule Apps gefunden wurden. Ob dies tatsächlich wahr ist, sei dahingestellt, denn schon früher begann man die Rechte für Homosexuelle immer mehr einzuschränken oder in Frage zu stellen. So finden derzeit beispielsweise vor dem Obersten Gericht Anhörungen statt, ob man Homosexualität strafbar machen soll oder nicht.