Fonds Respect: Farbvogel und ihr Theaterstück Herbstmond
In enger Zusammenarbeit mit dem Fonds Respect stellen wir Dir in dieser Serie queere Kulturschaffende und Projekte vor, welche vom Fonds finanziell unterstützt werden. Eine Zuwendung erhielt diesmal der Verein Farbvogel für sein aktuelles Theater Herbstmond, welches im kommenden September und Oktober in Luzern und Basel aufgeführt wird.
Im Interview mit gay.ch stellt sich der Verein Farbvogel vor, erzählt vom aktuell geplanten Theaterstück, und davon, was sie mit der Unterstützung des Fonds Respect erreichen möchten.
gay.ch: Könnt Ihr den Verein Farbvogel kurz vorstellen?
Farbvogel: Wir sind ein nicht gewinnorientierter und projektbezogener Theaterverein mit dem Namen "Farbvogel", welcher im Jahr 2016 durch Susanne Andres und Uwe Peter gegründet wurde. Unser Ensemble, welches in regelmässigen Abschnitten Theaterstücke aufführt, hat es sich zum Ziel gesetzt, sich entweder Neuinszenierungen und somit Uraufführungen oder bereits bestehenden Stücken, die neu interpretiert werden, zu widmen. Die Mitglieder des Vereins sind professionelle oder teilausgebildete Schauspieler:innen und begeisterte Amateurschauspieler:innen. Derzeit besteht der Verein aus vier Vorstandsmitgliedern und zusätzlich sechs Schauspieler:innen. Es ist unser Ziel, mit diesem Verein eine Plattform für Schauspielende zu bieten, durch welche sie sich gegenseitig coachen und sich damit in ihrem schauspielerischen Handwerk weiterentwickeln können. Wir denken dabei an das Ausprobieren neuer Rollen, Erforschen von Charakteristiken und erhoffen uns, ihnen mit dem Neuerlernten Türen für Aufträge zu öffnen.
Könnt Ihr uns etwas über Eure Arbeit erzählen?
Farbvogel: Nach erfolgreichen Tourneen mit den Stücken "Wintermond" im Jahr 2016 und "Sommermond" im Jahr 2018, ist nun der Startschuss gefallen auch "Herbstmond", den dritten Teil der Mond-Trilogie von Marisa Hart, als Uraufführung auf die Bühne zu bringen. Das Stück wurde erneut von unseren Vereinspräsidenten Uwe Peter und Susanne Andres geschrieben und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marisa Hart, welcher 2018 im Himmelstürmer Verlag erschienen ist. Auf die Idee, den Roman zu einem Theaterstück umzuschreiben, ist Uwe Peter im Jahr 2020 bei der Lektüre des Romans "Herbstmond" gekommen.
Wie seid Ihr auf die Idee für diesen Theaterverein gekommen?
Farbvogel: Uns hat an der Roman von Marisa Hart begeistert, wie sie einen Thriller mit Gay Love-Story vereinen konnte, ohne dass diese zu kitschig wurde. Weiter begeisterte uns, dass es einer Frau möglich ist, solche Beschreibungen und mit so viel Ehrlichkeit bezüglich einer "Homosexuellen Beziehung" auf Papier zu bringen, so dass man diese Beziehung gut nachvollziehen kann. Ich persönlich finde, dass es zu wenig Lektüre gibt, die solche Themen behandeln, ohne dass gleich wieder Klischees oder Stereotypen aufgezeigt werden.
Uwe Peter: Von meiner ersten Lektüre bis zur Adaption vergingen zwei Jahre, welche einen Prozess beinhalteten, den ich im Folgenden beschreibe: Es begann damit das mein Partner im Jahre 2008 für sechs Monate in einen Sprachaufenthalt nach Australien ging. Um mich davon abzulenken, schenkte mir meine Mutter den Roman "Wintermond". Ich las ihn und dachte mir nicht viel dabei, empfand ihn als eine spannende Jugend-Gay-Love-Story, welche sehr detailliert und erotisch geschildert und geschrieben war. Kurz darauf las ich auch den zweiten Teil der Geschichte mit dem Titel "Sommermond". Als ich im Jahre 2013/2014 in München war kam ich auf die Idee, dass man aus diesen Büchern ein wunderbares Theaterstück schreiben könnte. Dabei fiel mir auf das Marisa Hart ausdruckstarke Bilder benutzte. Dadurch kamen mir sofort Ideen, wie man dies szenisch umsetzen könnte. Im Sommer 2015 ging ich als Gastgeber Food und Beverage auf die Mein Schiff 4 und dort begann ich damit den Roman "Wintermond" umzuschreiben. Ich hatte an Bord in meiner Freizeit die Ruhe, die Muse sowie Kreativität diese Arbeit zu beginnen. Bevor ich an Bord ging, habe ich eine Mail an die Autorin Marisa Hart geschrieben, welche mich an den Himmelstürmer Verlag verwies. Von ihm erhielt ich schliesslich die Erlaubnis, für die Bearbeitung des Romans zu einem Theaterstück, so nahm das Projekt seinen Lauf. Susanne Andres, Gründungsmitglied und Mitproduzentin, Präsidentin von Verein Farbvogel, sowie Regieassistentin, war nach dem Lesen der fertigen Stückfassung sofort davon überzeugt dieses Stück auf die Bühne zu bringen. Als ich während meiner sechsmonatigen Anstellung auf dem Schiff die Bühnenversion fertig geschrieben hatte, sendete ich diese per E-Mail an den Himmelstürmer Verlag und Marisa Hart für allfällige Anmerkungen sowie zur Absegnung dieser ersten Textfassung. Die ersten Castings fanden im Januar/ Februar 2016 statt, während ich noch auf dem Schiff war. Das Stück "Wintermond" wurde acht Mal im Oktober und November 2016 als Tourneeproduktion innerhalb der Schweiz und mit einer Aufführung in Dornbirn, Österreich, aufgeführt. Die Zuschauer waren begeistert, das Ensemble war Feuer und Flamme und es kamen von allen Seiten die Frage, wann man denn mit der Fortsetzung rechnen dürfe.
Farbvogel: Nach diesem Erfolg war schnell klar, dass wir nun auch "Sommermond" auf die Bühne bringen wollten. Also machten Susanne Andres und Uwe Peter sich an die Arbeit und schrieben im Jahr 2017 die Theaterversion zum zweiten Roman. Probenstart für dieses Projekt, mit einem neuen Ensemble, war im März 2018. Marisa Hart, die Autorin wurde durch das Theaterstück so inspiriert, dass sie, während dem wir "Sommermond" probten und aufführten, das dritte Buch in der Reihe "Herbstmond" schrieb.
Uwe Peter: So kam es, dass ich mich zwei Jahre später an die Arbeit gemacht habe, um den Roman Herbstmond zu einem Stück umzuschreiben. Während einem Gespräch mit Isabel Sulger Büel kam ich auf die Idee, da wir Marisa Hart’s Blogg Beitrag "meine erste Geburt" besprachen. Ich fragte Isabel Sulger Büel sofort, ob Sie die Regie übernehmen würde, da ich selbst lieber als Schauspieler in dieser Produktion mitwirken möchte. So nahm das Herzensprojekt seinen lauf und ich freue mich darauf im September 2021 die Uraufführung durchzuführen.
Was ist Euer Ziel mit Farbvogel?
Farbvogel: Wir wollen mit unserem Stück Jugendliche und junge Erwachsene, sowie junggebliebene Menschen ansprechen, die sich mit dem Thema Drogen, Abhängigkeit, Liebe und Homosexualität beschäftigen. Wir möchten so auf aktuelle Themen in Gesellschaft und Politik hinweisen. Wir hoffen aber auch, dass ältere Menschen sich für unser Stück begeistern lassen. Ausserdem hat sich die Zusammenarbeit mit Schulklassen ab der Oberstufe, durch den aufklärerischen Aspekt der Geschichte, als sehr erfreulich erwiesen.
Wie setzt Ihr die finanziellen Mittel ein, welche der Fonds Respect Euch zugesprochen hat?
Farbvogel: Wir setzen dies für die Durchführung der Proben ein sowie fürs Bühnenbild oder auch für die Bezahlhung der Spielorte der Tournee.
Können sich auch Privatpersonen bei Eurem Projekt finanziell engagieren? Falls ja, wie?
Farbvogel: Auf Lokalhelden läuft bis zum 31. Juli 2021 unsere Crowdfunding-Kampagne, bei welcher sich Privatpersonen finanziell für unser Projekt engagieren können. Sei es mit attraktiven Dankeschön oder auch einfach ohne Gegenleistung, beides ist möglich. Ausserdem ist es auch möglich eine Sachspende zu tätigen, sei es für unser Bühnenbild oder als Unterstützung hinter der Bühne, welche auch immer sehr hilfreich ist. Bei weiteren fragen kann man sich auch per Mail via hallo@farbvogel.ch mit uns in Verbindung setzen um indiviuelle Unterstützungsmöglichkeiten zu definieren.
Hier findest Du den Verein Farbvogel im Internet und in den Sozialen Medien:
Webseite: www.farbvogel.ch
Facebook: /verein.farbvogel
Instagram: @verein.farbvogel
Crowdfunding: Lokalhelden
Folge zudem gay.ch bei Instagram und bleibe informiert, sobald das nächste Interview dieser Serie online geht: @gay.ch_switzerland
Der FONDS RESPECT ist der LGBT+ Fonds von LOS, TGNS & Pink Cross. Er setzt sich ein für die gesellschaftspolitische Akzeptanz und Gleichstellung queerer Lebensformen und für die Stärkung von LGBT+ Menschen. Zu diesem Zweck unterstützt der FONDS RESPECT kulturelle, wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Projekte auf Antrag mit einem Beitrag.
Informationen, wer Unterstützung anfragen kann und welche Kriterien und Bedingungen zu erfüllen sind, sind unter fonds-respect.ch/foerderung zu finden.
Möchtest du den FONDS RESPECT in seiner Arbeit unterstützen?
Mit deiner Spende ermöglichst du die Unterstützung von Projekten der queeren Community.
IBAN Spendenkonto:
CH75 0900 0000 3038 7923 2