Unmasked: "Der berufliche Alltag dreht sich nicht mehr um Brillen."

Mit "Unmasked" stellt gay.ch in einer Reihe von Kurz-Interviews Personen vor, welche auf irgendeine Weise vom Coronavirus betroffen sind, jedoch in der täglichen Berichterstattung kaum auftauchen. Ihnen möchten wir ein Gesicht und eine Plattform bieten, damit sie uns aus ihrem Alltag erzählen können. Den Anfang macht Marlen Illgen, welche als Optikerin all den Abstandsregeln des Bundes zum Trotz, immer noch im Notfalldienst für ihre Kunden vor Ort ist...

Kannst Du dich kurz vorstellen:
Mein Name ist Marlen, ich bin 38 Jahre jung, bin gebürtig aus Dresden und, mit kurzer Unterbrechung, ist Zürich seit 12 Jahren mein zu Hause. Ich bin ein offener, spontaner, emotionaler und toleranter Mensch. Am liebsten bin ich auf Reisen, in der Natur, in den Bergen oder verbringe meine Freizeit mit den besten Freunden der Welt, die mich liebevoll "die Mutti" nennen. 

Wie bist Du von der aktuellen Lage selber betroffen? Wie gehst Du damit um?
Da ich ein Gefühlsmensch bin, macht mir momentan die Distanz zu Menschen im Allgemeinen und im Besonderen, zu meinen Freunden und meinen Arbeitskollegen, zu schaffen. Ausserdem hatte ich letzte Woche und auch planmässig in nächster Zeit Flugreisen geplant, die ich nicht antreten konnte/kann.
Über allem steht, dass ich sehr froh bin, gesund zu sein und das auch hoffentlich bleibe. Leider bleibt auch die Ungewissheit, ob man schon betroffen war oder es noch sein wird. Aber ich habe keine Angst, denke positiv und hoffe, dass bald die Normalität zurückkehrt. 

Als Optiker*in müsst ihr für Kunden vor Ort sein, um weiterhin Reparaturen und Korrekturen vorzunehmen. Wie hat sich dein Alltag verändert?
Der komplette berufliche Alltag dreht sich seit einiger Zeit nicht mehr vordergründig um Brillen, sondern um die Erhaltung der Gesundheit aller Kunden und Mitarbeiter. Es gab drastische Änderungen in den Arbeitsabläufen. Trotz allem versuche ich meinen Kunden mit Freude und Kompetenz zu begegnen und ihnen den bestmöglichen Service zu bieten... egal ob am Telefon oder persönlich. Es ist schwer, wenn man seinen Beruf gern macht, aber durch die momentanen Gegebenheiten im Notfalldienst nicht ausnahmslos jeden Kunden bedienen kann.

Durch die aktuelle Situation hat sich der Umgang mit unseren Mitmenschen drastisch verändert, wie spürst Du dies gerade auch im Umgang mit Kunden?
Anfänglich haben wir gespürt, dass es für die meisten Kunden nicht einfach war, Verständnis für die veränderte Situation aufzubringen und auch Absagen zu akzeptieren, wenn es sich nicht um einen Notfall handelt. Mittlerweile hat da aber glücklicherweise ein Umdenken stattgefunden. Um meinem Beruf gut ausüben zu können, brauche ich Nähe und muss Vertrauen aufbauen. Die Distanz zu meinen Kunden ist daher sehr ungewohnt.

Was wünschst Du Dir von uns allen und was würdest Du uns mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass Alle an einem Strang ziehen, das gleiche Ziel verfolgen und Egoismus und Gleichgültigkeit ablegen, sodass wir diese Krise bald alle gemeinsam überstanden haben. Wichtig ist positiv denken, den Spass am Leben nicht vergessen, sich nicht von zu vielen Berichterstattungen und Nachrichten verunsichern lassen, an Regeln halten, Rücksicht auf unsere Mitmenschen nehmen, aufmerksam sein und Anderen in dieser Zeit eine Freude machen, sich um Familie und Freunde aber auch um andere Menschen kümmern, wenn sie Sorgen haben oder Hilfe brauchen. Viele von diesen Sachen sind in einem ganz normalen Alltag selbstverständlich, aber in Zeiten wie jetzt noch viel viel wichtiger. Ich hoffe sehr, dass diese Krise dauerhaft zu einem Umdenken in den Köpfen der Menschen führt und somit auch etwas Positives hat.

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