FILM: Petite Nature
Er lebt in einer Sozialsiedlung im Nordosten Frankreichs, wohnt mit seinen beiden Geschwistern und seiner taffen, aber zuweilen völlig überforderten Mutter Sonia zusammen, doch so richtig dorthin zu passen scheint der 10-jährige Johnny nicht. Der karge Lohn der Kiosk-Verkäuferin reicht kaum für das Notwenigste und auch der aktuelle Lebenspartner trägt nicht eben viel dazu bei, um die Familie zu unterstützen.
Johnny ist in seiner Entwicklung weitgehend auf sich alleine gestellt. Er interessiert sich für Dinge, die weit über seinem Altershorizont liegen, etwa die Höhen und Tiefen des Liebeslebens seiner Mutter, er ist äusserst sensibel und er geht mit neugierigem Blick durch die Welt. Als er an der Schule einen neuen Lehrer erhält, entdeckt dieser endlich das wahre Potential von Johnny und beginnt ihn zu fördern um ihm mit Kunst und Poesie eine neue Welt zu eröffnen. Doch der Junge fühlt sich beim neuen Lehrer so gut aufgehoben, dass seine Zuneigung bald die Grenzen des Erlaubten überschreitet.
Regisseur und Drehbuchautor Samuel Theis feierte mit seinem zweiten Spielfilm Petite Nature seine Premiere an den renommierten Filmfestspielen in Cannes, und danach gewann er unter anderem die Preise als Bester Film an den Festivals in Thessaloniki und in Montreal.
Äusserst sorgfältig und auf ergreifende Weise ergründet Theis die komplexe, kindliche Erfahrungswelt dieses einerseits enorm mutigen, aber auch sehr empfindsamen Kindes. Dabei beschäftigt er sich mit zeitweise brisanten Themen wie dem Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen Lehrperson und Schüler:in, dem Erwachen der eigenen Sexualität und der Klassenherkunft von Johnny. Der brillant spielende Aliocha Reinert in der Hauptrolle, und die Tatsache, dass Theis mit dem Film auch seine eigene Kindheit verarbeitet, verleiht dem Film nur noch mehr an Intensität...
Genre:
LGBTI+, Drama
Filmlänge:
93 Minuten
Regie:
Samuel Theis
Cast:
Aliocha Reinert, Antoine Reinartz, Mélissa Olexa, Izïa Higelin
Kinostart:
07. April 2022