INTERVIEW: Judi Dench

INTERVIEW: Judi Dench
Um ihren neusten Film Red Joan persönlich vorzustellen, besuchte Dame Judi Dench am Mittwoch das Zurich Film Festival – ihr erster Besuch in der Limmatstadt, wie sie verriet. Im Rahmen einer Pressekonferenz erzählte die bald 84-jährige Britin unter anderem vom Film, ihrer Karriere und sie liess sogar auf witzige Weise durchblitzen, dass sie offenbar gerne mal eine Drag Queen spielen würde...

Über Zürich...
Sie sei begeistert in Zürich zu sein, meinte Judi Dench auf die Frage, was ihr der Golden Icon Award bedeute, denn sie heute am Zurich Film Festival verliehen bekommt. Es sei schliesslich ihr erster Besuch in Zürich. Doch sie sei leider nur kurz hier und müsse bald wieder zurückfliegen, doch sie möchte gerne mal für länger kommen, so die Schauspielerin weiter. Einen Award verliehen zu bekommen sei eine grosse Ehre und ein Vergnügen, sie fühle sich sehr geschmeichelt und sei enorm dankbar dafür. Und sie liebe den Titel des Awards, fügte sie hinzu, niemand nehme es mit einem Golden Icon auf.

Über ihre verschiedenen Rollen...
Sie wolle immer wieder total etwas anderes spielen, nie zweimal die gleiche oder ähnliche Rollen, so die bald 84-Jährige. Sie sage immer zu ihrem Agenten, ob er ihr nicht diese oder jene Rolle besorgen kann, welche etwa eine Frau aus Afghanistan sein kann, welche lernt, einen Krawattenknopf zu machen und schliesslich im letzten Akt zu einer Drag wird. Sie wolle also jetzt nicht noch mal jemanden spielen wie Joan, sie habe in der Zwischenzeit tatsächlich auch jemanden dargestellt, der ganz anders ist.

Über ihre Filme...
Ihre Filme schaue sie praktisch nie an, so Judi Dench, und das habe einen einfachen Grund: Bei einem Theaterstück könne man am nächsten Abend wieder auf die Bühne und es besser machen. Bei einem Film hingegen habe man diese Chance nicht, und sie denke dann immer, dass sie es hätte besser machen können.

Über ihre Stimme...
Auf die Frage, ob ihre Stimme während ihrer Karriere eher ein Vor- oder eher ein Nachteil gewesen sei, antwortete Judi Dench mit einer Anekdote: Als Cabaret nach London kam, habe sie „Sally Bowles“ gespielt, und einige Besucher seien am Ende der Show zu ihr gekommen, und sie seien sehr nett zu ihr gewesen, und hätte gesagt, dass es sehr schön gewesen sei, sie zu sehen, doch sie würden die Show noch einmal besuchen, wenn sie keine Erkältung mehr habe. Und Tatsache ist, dass sie es darauf im Foyer hingeschrieben haben: Nein, sie hat keine Erkältung. Es komme aber sicher auch vor, dass jemand sage, dass diese Stimme, die klinge, als ob sie die ganze Nacht auf den Beinen war, und trinkt und so weiter, nicht zu einer bestimmten Rolle passe. Doch grundsätzlich sei sie bislang immer gut durchgekommen mit ihrer Stimme, und sie hoffe, dass dies auch in Zukunft der Fall sein werde...

Über ihren Job...
Sie lebe seit je in ständiger Angst, nicht mehr für eine Rolle gebucht zu werden, doch in Pension zu gehen komme für sie gar nicht in Frage. Leute, die in Pension gehen, so Dench, die machen dann all jene Sachen, die sie gerne machen, spazieren, lesen, rund um die Welt reisen, doch dies habe sie alles in ihrem Job. Sie liebe ihren Job einfach, mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten, mit verschiedenen Schauspielern, immer wieder etwas Neues zu lernen, und daher sei ihr Job in Wirklichkeit auch ihr Hobby... und ihre Karriere glücklicherweise. Sie habe also nicht vor, in Rente zu gehen, und sie wüsste nicht, was sie tun würde, wenn sie es doch mal machen würde...

Judi Denchs aktueller Film: Red Joan
„Ich war bloss ein Schatten in dieser von Männern dominierten Welt. Unsichtbar... und am Ende mächtig.“ In einem malerischen Dörfchen Englands geniesst Joan Stanley ihren wohlverdienten Ruhestand. Ihr gemächlicher Alltag wird schlagartig auf den Kopf gestellt, als MI5-Agenten vor ihrer Tür stehen und sie in Handschellen abführen. Denn die charismatische Rentnerin hat ein bestgehütetes Geheimnis: Sie ist einer der einflussreichsten Spione der Geschichte. Ein Sprung in die Vergangenheit gibt Aufschluss über die verhängnisvolle Begegnung, die Joan zur Agentin gemacht hat: Auf dem Campus der Universität Cambridge in den 1930er Jahren verliebt sich Joan als junge Studentin in den verführerischen, äusserst manipulativen Russen Leo, der ihre Weltanschauung zunehmend beeinflusst. Nach dem Krieg arbeitet Joan in einer streng geheimen Kernforschungsanlage und steht bald vor einer unmöglichen Entscheidung: Ist sie bereit, ihr Heimatland zu verraten – um des Friedens willen?