INTERVIEW: Sebastián Lelio

INTERVIEW: Sebastián Lelio
Der preisgekrönte Film Una Mujer Fantastica über eine transsexuelle Frau läuft ab Ende August in unseren Kinos. Wir haben vorgängig mit dem Regisseur Sebastian Lelio gesprochen, welcher schon jetzt als heisser Thronanwärter für Pedro Almodovar gehandelt wird...

In Hollywood läuft gerade eine hitzige Diskussion darüber, dass man viel mehr transsexuelle Menschen für Transgender-Rollen nehmen sollte, anstatt die „üblichen Verdächtigen“...
Das ist mir zu Ohren gekommen, schliesslich habe ich mich intensiv mit dem Thema Transsexualität auseinander gesetzt. Das finde ich richtig, ich habe es auch so gemacht: Ich habe einen Film über Transsexualität gedreht und ich wollte auch, dass ein Transmensch die Rolle übernimmt.

War es einfach, jemanden wie Daniela Vega als Hauptdarstellerin für die Hauptfigur Marina Vidal zu finden?
Ich habe sie nicht gesucht, wir haben uns gefunden... Um die Story zu schreiben, habe ich mich mit ein paar Transmenschen getroffen. Da ich keine in meinem Umfeld habe, musste ich also gut recherchieren. Daniela war einer jener Menschen, die mir über ihr Leben erzählt haben. Da sie singen kann und schon Schauspielerfahrungen hat, hatte ich schnell Interesse, sie zu engagieren. Umso öfters ich mich mit ihr traf, umso mehr wurde mir klar, dass sie perfekt für die Rolle ist.

Kann man von autobiografischem Inhalt sprechen?
Nein, das eine oder andere hat sie in ihrem Leben ähnlich erlebt, aber von einer Biografie zu sprechen, wäre zu hoch gegriffen.

Das Leben der Hauptfigur, Marina Vidal, ist hart. Leben viele Transmenschen in einer ähnlich Situation?
Mein Film verallgemeinert nicht das Leben von Transmenschen. Das könnte und möchte ich gar nicht. Es zeigt eine von vielen möglichen Seiten im Leben...

Du hast für „Una mujer fantastica“ einen Teddy Award bekommen...
Als Wahlberliner habe ich mich darüber sehr gefreut, aber den Teddy habe ich an Daniela weitergegeben. Der ist bei ihr zuhause. Es war für mich sofort klar, dass sie den bekommen soll. Auf spanisch steht das Wort „Género“einerseits für Geschlecht, als auch für „Genre“ eines Films. Für mich ist der Film also „transsexuell“, genau so wie Daniela. Darum steht ihr der Preis im doppelten Sinne zu.

Es gibt eine Szene, wo Marina mitten in einen riesigen Sturm gerät... Wie habt ihr die Szene gedreht?
Ich sehe schon, du möchtest Geheimnisse aus den Dreharbeiten erfahren (lacht). Das war mit grossem Aufwand verbunden: Wir haben zwei grosse und starke Ventilatoren eingesetzt und dazu unendlich viele Sachen wie Blätter oder Plastikflasche fliegen lassen. Diese mussten aber vorher auch alle gesammelt werden...

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