Talk: Verzaubert - Queere Lebensgeschichten
Die TV-Sendung "Telearena" zum Thema Homosexualität vor rund 40 Jahren war ein Paukenschlag. Erstmals befasste sich die Schweizer Öffentlichkeit mit der Diskriminierung von homo- und bisexuellen Menschen. Doch der Abend lief aus dem Ruder. Eine Gruppe wütender Homosexueller standen Konservativen und Ewiggestrigen gegenüber - die Stimmung war unversöhnlich.
Im Rahmen der Reihe "Verzaubert" werden Ausschnitte aus der Telearena vom 12. April 1978 gezeigt und zudem wird mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen darüber diskutiert, was die Sendung damals ausgelöst hat.
Zur neuen Reihe "Verzaubert" haben wir Markus Sulzer ein paar Fragen gestellt:
gay.ch: Welche Idee steckt hinter der neuen Reihe "Verzaubert"?
Markus Sulzer: Zusammen mit Kaufleuten Zürich lancieren wir einen Talk mit dem Ziel, eine Vielfalt von queeren Lebensgeschichten zu vermitteln. Rückblickend, als Homosexualität bis weit in die 70er Jahre noch ein Tabu war. Eine vermeintlich unsichtbare und geschichtslose Minderheit. Schwule und Lesben kamen schlicht nicht vor und wenn, dann ausschliesslich in einem negativen Kontext: als Aussenseiter und Selbstmord-Geweihte. Natürlich wollen wir auch aufs Heute und Jetzt eingehen: die positive gesellschaftliche Entwicklung, was die Rechte von Minderheiten betrifft. Durchaus im Bewusstsein, dass das Erreichte nicht selbstverständlich ist und die Tendenz auch wieder wechseln kann.
Beim ersten Abend steht die Telearena von 1978 im Fokus des Gesprächs. Unter anderem diskutieren Menschen, welche an dieser TV-Sendung teilgenommen haben. Wie einfach (oder wie schwierig) war es, diese Menschen zu finden?
Wir mussten die eine oder andere Recherche anstellen, um an die Koordinaten der Zeitzeugen zu gelangen. Aber dann ging es überraschend schnell. Alle haben auf Anfrage umgehend zugesagt: Vom ehemaligen Moderatoren Hans-Ulrich Indermaur, über die beiden damaligen Hauptdarsteller im Fernsehspiel – Peter Holliger und Ruedi Haas – bis zur Diskussionsteilnehmerin Heidi Oberli.
Wie viele "Verzaubert"-Abende sind bisher geplant?
Wir planen 2-3 Ausgaben pro Jahr. Die zweite Ausgabe vom 13. Januar 2020 ist auch bereits aufgegleist: Es geht um Biographien zwischen Doppelleben und Selbstbestimmung. Als Gäste dürfen wir unter anderen Ernst Ostertag und Corinne Rufli begrüssen.
Wie kommen die jeweiligen Themen für einen Abend zustande?
Die Ideen sprudeln! Wir würden gerne auch die Aktualität berücksichtigen, wobei das bei der genannten Frequenz natürlich schwierig ist. Zudem haben wir die nächsten Ausgaben 2020 schon weitgehend verplant. Nächstes Jahr sind als weitere Themen "Showbiz" und "Sport und Homosexualität" vorgesehen.
Kann man als Zuschauer am Talk mitmachen?
Das Programm ist sehr dicht. Moderator Andreas Bühlmann, Festivalleiter Pink Apple Filmfestival, begrüsst jeweils bis zu 6 Gäste. Insofern ist nicht vorgesehen, dass sich das Publikum direkt einbringen kann. Aber vielleicht passen wir das Konzept nach den ersten Erfahrungen entsprechend an.
Weisst du, woher der Ausdruck "Verzaubert" ursprünglich kommt oder woher man ihn kennt?
"Verzaubert" als Begriff stammt aus den 20er und 30er Jahre – aus einer Zeit, als der Ausdruck "Gay" noch nicht üblich war. Homosexuelle nannten sich nicht selbstbewusst schwul oder lesbisch, sondern "verzaubert". Wissenschaftlich ist der Ausdruck nicht belegt. Er basiert im Wesentlichen auf der mündlichen Überlieferung (Oral History). Mit "Verzaubert" dürfen die Zuschauer demnach keine Zaubertricks erwarten, aber hoffentlich dennoch Momente voller Magie.
Eintritt: 25 CHF / Mit ZKB-Karte: 15 CHF
Vorverkauf: Link
Mit: Hans-Ulrich Indermaur (ehemaliger Moderator der Telearena), Peter Holliger und Ruedi Haas (damalige Hauptdarsteller im Fernsehspiel), Heidi Javanti Oberli (damalige Diskussionsteilnehmerin). Special Guest: Anna Rosenwasser (Geschäftsleiterin LOS - Lesbenorganisation Schweiz)
Moderation: Andreas Bühlmann (Festivalleiter Pink Apple Filmfestival)