KULTUR: Interview mit Alan McHale von The Lion King

Weltweit über 110 Millionen Menschen haben den Zauber von Disney The Lion King bereits auf der Musicalbühne live miterlebt und sind in die farbenfrohe Welt Afrikas eingetaucht. Eine berührende Geschichte, packende afrikanische Rhythmen und alles verbunden mit zeitlosen Hits wie Can You Feel The Love Tonight oder Circle Of Life aus der Feder von Elton John und Tim Rice.

Doch wie ist es, wenn man als Erdmännchen Timon einen der absoluten Lieblinge auf der Bühne spielen und damit das Publikum stets zum Lachen bringen darf? Alan McHale hat sich diese Rolle geangelt und erzählt im gay.ch Interview unter anderem, wie es dazu gekommen ist, wie es ist für The Lion King auf der Bühne zu stehen und wie es ihm in Zürich und der Schweiz gefällt.

Was bedeutet The Lion King und Disney für Dich? Für viele, gerade auch in der Queer Community, klingt es wie ein Traum der wahr geworden ist, wenn man für Disney The Lion King auf der Bühne stehen darf...
Das ist genau so, wie ich es ebenfalls beschreiben würde: Es ist ein Traum, der wahr geworden ist. Ich habe die Original-Zeichentrickversion von "Lion King" 1994 im Kino gesehen und bin seitdem ein grosser Fan. Disney-Filme und -Musik spielten für mich und meine Geschwister eine grosse Rolle, als wir aufwuchsen. Wir haben uns nur Disney-Filme angesehen. Einige meiner frühesten Erinnerungen sind die, dass ich "Can't Wait To Be King" oder "Part Of Your World" aus The Little Mermaid in meinen kleinen Fisher-Price-Kassettenrekorder sang und aufnahm, um sie meinen Eltern zum Anhören vorzuspielen. Diese animierten Disney-Klassiker aus den späten 80er- und 90er-Jahren waren es, die meine Liebe zum Singen und Auftreten entfacht haben, und manchmal kann ich gar nicht glauben, dass ich bei Disney gelandet bin und dies als Vollzeitjob machen kann. Ein wahr gewordener Traum.

Zusammen mit Pumbaa bist Du als Timon ein wahrer Publikumsliebling: Wie bist Du zu dieser Rolle gekommen?
Nun, ich wurde zum ersten Mal im Jahr 2019 zum Vorsprechen für "The Lion King" eingeladen, und ich wurde gebeten, für die Rolle von Ed, der Hyäne, vorzusprechen. Das war auch die Rolle, für die ich schliesslich gecastet wurde, aber wer die Rolle von Ed spielt, muss auch die Rolle von Timon übernehmen. Ich spielte die Rolle des Ed und war etwa sieben Monate lang die Zweitbesetzung für Timon, bis COVID 19 ausbrach und wir gezwungen waren, das Stück einzustellen. Als die Show dann wiedereröffnet wurde, etwa 18 Monate später im Dezember 2021, bekam ich die Gelegenheit, für die Rolle des Timon vorzusprechen, und der Rest ist Geschichte. Ich liebe es, Timon zu spielen. Er ist eine so wunderbare Figur und zusammen mit Pumbaa bilden sie ein unwiderstehliches Comedy-Duo. Wir haben wirklich jeden Tag so viel Spass.

Wie hast Du Dich auf diese Rolle vorbereitet, ist es doch etwas komplett anderes als jene Rollen, welche Du bisher gespielt hast?
Ja, richtig, diese Rolle ist völlig anders als alles, was ich bisher gemacht habe. "The Lion King" ist zwar nicht das erste Mal, dass ich mit Puppen arbeite, aber es ist das erste Mal, dass ich mit diesen speziellen Arten von Puppen gearbeitet habe. "Timon" ist eine von Bunraku inspirierte Puppe, und ich bin an drei Stellen mit der Puppe verbunden: am Kopf, an den Armen und an den Füßen. Darauf habe ich mich bei der Vorbereitung auf die Rolle auch am meisten konzentriert. Ich hatte wochenlang Puppenspiel-Workshops und Proben, bei denen ich jeden Blick und jede Bewegung feinjustieren konnte. Als ich mich dann mit diesen Aspekten der Aufführung wohl fühlte, fing ich an, all die anderen Ebenen von Gesang, Tanz und Schauspiel hinzuzufügen. Es war eine sehr einzigartige, aber auch sehr lustige Erfahrung.

Du bist nun für ein paar Monate in Zürich: Wie gefällt Dir die Stadt und die Schweiz?
Bis jetzt gefällt mir die Stadt Zürich sehr gut. Es gibt so viel zu tun und zu sehen, dass es eigentlich ein bisschen überwältigend ist. Die Stadt ist so schön. Wir Darsteller:innen hatten das Glück, Silvester hier in Zürich zu verbringen, und wir sind ins Stadtzentrum gegangen, um uns das Feuerwerk anzusehen, es war atemberaubend. Ich bin so froh, dass wir noch ein paar Wochen hier sind, denn so haben wir noch mehr Zeit, die Stadt zu erkunden. Als Nächstes stehen all die Schokoladenverkostungen auf der To-Do-Liste, ich kann es kaum erwarten.

Das bedeutet aber auch, dass Du ganz schön lange von Zuhause weg bist: Wie bringt Du dein Privatleben und dein Leben auf der Bühne unter einen Hut? Ist Cast und Crew von Lion King schon wie eine zweite Familie geworden?
Ja, in diesem Zeitraum fühlt es sich sehr wie eine zweite Familie an. Wir verbringen so viel Zeit miteinander und kennen uns alle sehr gut - einige von uns sind seit 2019 bei der Show dabei. Enge Beziehungen zu den Schauspieler:innen und der Crew sind so wichtig und helfen definitiv dabei, von geliebten Menschen getrennt zu sein. Eine Fernbeziehung zu führen und von meinem Mann getrennt zu sein, ist manchmal schwierig, aber wir sorgen dafür, dass wir uns so oft wie möglich sehen. Er hat es geschafft, Weihnachten mit mir - und dem Rest der Besetzung - in Zürich zu verbringen, und er wird in ein paar Wochen wiederkommen, so dass wir mehr Sightseeing und Erkundungen in Zürich machen werden, worauf ich mich sehr freue.

Im März wird The Lion King Zürich wieder verlassen: Wirst Du mit dem Cast weiter in eine andere Stadt ziehen oder hast Du bereits eine neue Rolle, auf welche Du Dich vorbereitest?
Es macht mich sehr traurig, dass diese Tournee zu Ende geht. Ich würde gerne so lange bei "König der Löwen" bleiben, wie sie mich brauchen, wo auch immer das sein mag. Es ist ein absoluter Traumjob und wie ich bereits erwähnt habe, ist es, als würde man mit der Familie arbeiten. Als Schauspieler muss man sich aber auch immer damit abfinden, dass man zu anderen Projekten weiterziehen muss und nicht genau weiss, was als nächstes kommt, was entmutigend, aber auch sehr aufregend sein kann. Abgesehen davon werde ich sehr traurig sein, diese besondere Gruppe von sehr talentierten Leuten zu verlassen. Ich hoffe, dass ich irgendwann in meiner Laufbahn noch einmal in die Pridelands von König der Löwen zurückkehren kann.