SEXUALITÄT: Geschlechtskrankheiten - Weiterhin sehr problematisch

SEXUALITÄT: Geschlechtskrankheiten - Weiterhin sehr problematisch
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In ganz Europa brennt und juckt es im Genitalbereich: Sexuell übertragbare Infektionen (sexually transmitted infections, kurz STI) sind weiterhin ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien machen den Hauptanteil der etwa dreißig Krankheiten aus, die in der Schweiz sogar etwas häufiger auf als im europäischen Durchschnitt auftreten. Einzig bei den HIV-Infektionen sind die Zahlen rückläufig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will mit einer neuen Aufklärungsinitiative die weitere Ausbreitung eindämmen. Denn das Bewusstsein ist bei Vielen nach wie vor nicht existent. Das Vorhaben hat auch durchaus wirtschaftliche Gründe. Die lebenslangen Behandlungskosten einer HIV-Infektion beispielsweise werden auf eine Million Franken geschätzt.

Wie erfolgt eine Ansteckung?
Eine Übertragung der STI erfolgt meist über direkten Schleimhautkontakt. Das ist nicht nur bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr der Fall, sondern auch bei oral-genitalem und oral-analem Sex. Lediglich eine HIV-Infektion lässt sich durch den Gebrauch von Kondomen einigermaßen sicher vermeiden.

Das BAG empfiehlt daher neben der Einhaltung der Safer-Sex-Regeln "Eindringen immer mit Gummi" und "Sperma und Blut nicht in den Mund", bei Juckreiz im Intimbereich, Brennen beim Wasserlassen oder Ausfluss unbedingt einen Arzt aufzusuchen.

Wer sollte sich untersuchen lassen?
Je mehr Sexualpartner, desto höher das Ansteckungsrisiko. Daher sollten sich Menschen mit fünf oder mehr Sexualpartnern pro Jahr regelmäßig auf STI untersuchen lassen. Selbst dann, wenn sie keine Beschwerden haben, denn oft verläuft eine Infektion ohne Symptome. Aber je früher sie erkannt wird, desto einfacher und schneller ist eine Behandlung. Im Falle einer positiven Diagnose sollten auch die Sexualpartner informiert werden, um eine weitere Ausbreitung und Pingpong-Effekte zu vermeiden.

Probleme durch Antibiotikaresistenzen
Wie bei allen Infektionskrankheiten gestaltet sich die Behandlung der STI von Jahr zu Jahr schwieriger, da immer mehr Bakterienstämme gegen Antibiotika resistent werden. Die meisten Resistenzen treten zurzeit bei der Gonorrhoe auf, mit denen sich weltweit jährlich 78 Millionen Menschen anstecken.

Zahl der Syphilis-Infektionen steigt weiter an
Die Zahl der an Syphilis (Lues, harter Schanker) Erkrankten ist trotz eines leichten Rückganges nach wie vor hoch. In der Schweiz wurde 2015 mit 1.176 Fällen ein leichter Anstieg um 11,5 % festgestellt. Etwa die Hälfte der Erkrankten sind homosexuelle Männer. Aber auch bei Frauen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern ist das Infektionsrisiko hoch.

Verursacher ist das Bakterium Treponema pallidum, das fast alle Organe befallen und nachhaltig schädigen kann. Eine Übertragung findet nicht nur beim Verkehr, sondern bereits bei Kontakt mit infektiösen Hautläsionen statt.

Typisch sind lange, symptomfreie Stadien zwischen den Akutphasen. Zu den ersten Krankheitszeichen gehören geschwollene Lymphknoten, Pusteln im Genitalbereich und Hautausschläge. Diese treten oft erst nach bis zu drei Monaten an der Eintrittspforte des Erregers auf und heilen problemlos ab.

Im zweiten Krankheitsstadium verbreiten sich die Treponemen über die Blutbahn und sorgen für Fieber, Kopfschmerzen und Hautgeschwüre. Das dritte Stadium betrifft vor allem Herz-Kreislauf- und Nervensystem. Bei einer Übertragung auf das ungeborene Kind kommt es zu Früh- oder Fehlgeburten sowie Missbildungen.

Selbst in fortgeschrittenen Stadien ist eine Heilung durch Penicillin möglich. Bereits aufgetretene Schäden an Nerven und Gefäßen bleiben jedoch irreversibel.

Gonorrhoe: Bakterien zunehmend Antibiotikaresistent
Gonorrhoe oder Tripper gehört zu den am weitesten verbreiteten Geschlechtskrankheiten. Sie tritt mit 80 % häufiger bei Männern als bei Frauen auf, und 70 % der Erkrankten sind unter 40 Jahre alt. In der Schweiz wurde 2016 mit 2.500 Fällen eine Zunahme von über einem Viertel gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Besonders häufig ist die Infektion bei homo- und bisexuellen Männern und unter Prostituierten.

Gonokokken (Neisseria gonorrhoe) befallen vor allem Urogenitaltrakt und Rektum, seltener Hals und Rachen oder Augen. Die Infektion erfolgt durch direkten Schleimhautkontakt und tritt je nach Sexualpraktiken im Genital- oder Analbereich oder in Mund und Rachen auf. Bei Schwangeren ist eine Übertragung auf das Kind möglich.

Vor allem bei Männern sind die ersten Vorboten eitrige und schmerzhafte Entzündungen der Harnröhre, die nach 3-8 Tagen auftreten. Meistens ist der Krankheitsverlauf unauffällig, insbesondere bei Frauen. In einigen Fällen kommt es zu Gelenkschmerzen, Entzündungen und Unfruchtbarkeit. Bei Neugeborenen kann eine Infektion zur Erblindung führen.

Eine Therapie erfolgt durch die Gabe von Breitbandantibiotika wie Cefixim oder Ceftriaxon.

Chlamydien: Die am häufigsten auftretende Geschlechtskrankheit in Europa
Die Chlamydien Infektion ist die häufigste STI mit der zugleich höchsten Zuwachsrate. In Europa betrifft sie 3-10 % der sexuell aktiven Bevölkerung. Mt über 11.000 Fällen lag in der Schweiz 2015 der Anstieg bei 8,5 %. Bei etwa drei Viertel der Betroffenen handelt es sich um Frauen, vor allem jüngere bis 34 Jahre.

Das Bakterium Chlamydia trachomatis wird durch direkten Schleimhautkontakt beim ungeschützten Geschlechtsverkehr weitergegeben, aber auch von der Mutter auf das Kind. Befallen werden Urogenitaltrakt, Rektum, Augen und Rachen.

Männer verspüren ein Brennen beim Wasserlassen, begleitet von weißlichem Ausfluss, und Hoden und Nebenhoden sind schmerzhaft geschwollen. Von starkem Juckreiz begleiteter Ausfluss kann auch am Anus auftreten. Frauen leiden an Juckreiz und Schmerzen im Unterleib wie auch Blutungen und Ausfluss. Infektionen während der Schwangerschaft führen zu Frühgeburten, und infizierte Neugeborene leiden oft an einer Bindehaut- oder Lungenentzündung.

In einigen Fällen treten Schmerzen und Schwellungen in Gelenken sowie Bindehautentzündungen auf. Bei über 70 % der Frauen und über 50 % der Männer sind jedoch kaum Beschwerden zu verzeichnen, was die weitere Ausbreitung begünstigt und zur Unfruchtbarkeit führen kann.

Im Frühstadium ist eine Behandlung mit Macrolid-Antibiotika wie Azithomycin oder Tetracyclinen wie Doxycyclin relativ gut möglich.

HIV-Infektionen sind zwar rückläufig, aber weiterhin eine Gefahr
In Europa sind unter allen STI lediglich die Neuerkrankungen mit HIV rückläufig. In der Schweiz nimmt die Zahl der Neuinfektionen stetig um jährlich etwa zehn Prozent ab, vor allem bei heterosexuellen Männern und Migranten. Dagegen ist ein leichter Anstieg bei schwulen Männern zu verzeichnen. Insgesamt liegt die Zahl der Neuinfektionen bei etwa 550 pro Jahr. Man schätzt, dass in der Schweiz zwischen 13.000 und 20.000 Personen mit HIV infiziert sind.

Namensgebend für die Infektion ist das Human Immunodeficiency Virus. Die Übertragung findet meistens durch ungeschützten Geschlechtsverkehr statt, ist aber auch durch benutzte Nadeln und Spritzen beim Drogenkonsum möglich.

Die ersten Symptome einer Infektion sind meist unspektakulär und erinnern in nur 50 % der Fälle an eine Grippe mit Fieber und geschwollenen Lymphknoten. Betroffene erscheinen oft über Jahre gesund, derweil die Viren das körpereigene Immunsystem infiltrieren. Durch dessen fortschreitende Schädigung kommt es immer häufiger zu Infektionen, und es treten sonst seltene Tumoren wie das Kaposi-Sarkom auf. Unbehandelt entwickelt sich das langfristig tödlich verlaufende Acquired Immunodeficiency Syndrome (AIDS).

Die Infektion mit HIV kann mittlerweile vor allen in frühen Stadien gut in Schach gehalten werden, eine Heilung ist aber nach wie vor nicht möglich.

Weiterlesen:
1. Chlamydien auf dem Vormarsch - infoticket.ch
2. Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch - srf.ch
3. Typischen Symptome von Geschlechtskrankheiten - 121doc.com.