INTERVIEW: Jean-Michel Jarre

Mit "Electronica 1: The Time Machine" veröffentlichte er sein bisher ehrgeizigstes Projekt. Unter dem Arbeitstitel E-Project nahm Jarre das neue Album in den letzten Jahren mit insgesamt 15 Kollaborateuren auf — und damit beweist er endgültig, wie nachhaltig sein Einfluss und wie tief verankert sein Name in der weltweiten Musikszene ist.

Ich habe mal deinen Wikipedia-Eintrag ausgedruckt: Das sind ja so viele Seiten... Wenn du die Möglichkeit hättest, einen von diesen Momenten in deiner Karriere nochmals zu erleben, welchen würdest du wählen?
Alle. Es hat alle gebraucht, um das zu erreichen, was ich erreicht habe. Man muss immer vorwärts schauen, das treibt an... Alles was ich mache, ist, weil ich es machen muss. Das ist wie eine Droge. Es lässt dich nie in Ruhe.

Auch die Liste der Kollaborationen auf deinem neuen Album ist beachtlich. Darunter findet man auch Laurie Anderson: Mit ihr hast du ja bereits zusammen gearbeitet...
Das war in den Achtzigern, da hat sie im Album "Zoolook" mitgewirkt. Laurie Anderson ist eine sehr wichtige Person, wenn es um die Verschmelzung von Musik und Visuelles geht - für mich die wichtigste Frau in diesem Bereich überhaupt. Im Song "Rely on Me" geht es um das Verhältnis von Technik und Menschen. Aber auch beim Track mit 3D von Massive Attack - "Watching You" - geht es darum... Wir werden überwacht und wir überwachen andere. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir da eine Grenze ziehen.

Hast du mit all den Künstlern im gleichen Raum gearbeitet?
Ja, es war mir sehr wichtig, dass wir uns physisch nah sind. Zum Teil haben wir uns bis zu sieben Mal getroffen. Wir haben die Ideen mit einander im gleichen Raum entwickelt - in meinem Studio, oder in deren.

Hat dieses Projekt deshalb drei Jahre gedauert?
Es waren vier (lacht). Es sind zwei Alben mit dreissig Tracks und zahlreichen Künstlern. Das braucht Zeit... Im zweiten Teil, der nächstes Jahr heraus kommt, sind dann weitere dabei wie Gary Numan und Yello. Es ist also auch Schweizer Herzblut mit dabei.