INTERVIEW: Kim Wilde
Hallo Kim, willkommen in der Schweiz. Wie gefällt es Ihnen hier?
Leider bin ich nur für einen kurzen Stopp hier. Aber ich bin immer wieder gern hier, zuletzt war ich hier für die Art On Ice Show, das war wunderschön. Ausserdem werde ich hier immer so warmherzig empfangen. Ich fühle mich sehr wohl hier! Die Schweizer scheinen mich zu mögen, es ist ja unglaublich, wie viele CDs von mir in diesem kleinen Land schon gekauft wurden.
"Come Out And Play" ist Ihr 11. Album. Wie fühlt es sich an?
Es ist fantastisch! Ich bin sehr glücklich und zufrieden. Wenn mir jemand, als ich noch 20 Jahre alt war, gesagt hätte, dass ich mit fast 50 immer noch Musik mache und ein Album herausbringen würde, hätte ich das niemals geglaubt. Nach dieser längeren Pause ohne singend auf der Bühne zu stehen, liebe ich es mehr als jemals zu vor und freue mich auf die Tour nächstes Jahr.
Performst du "Kids In America" nach wie vor?
Ja, klar. Die Leute scheinen verrückt danach zu sein. Das Publikum macht ganz schön Lärm und sie fangen an mitzurocken. Besonders nach dem Erfolg mit Nena macht es noch grösseren Spass diesen Song zu spielen.
"Come Out And Play": Wen forderst du auf?
(lacht) In diesem Lied geht es um die Phantasien der Erwachsenen. Für gewöhnlich höre ich diesen Satz bei meinen Kindern wenn ihre Freunde an der Tür klingeln. Für mich geht es darum, die Kontrolle zu übernehmen und "naughty" zu sein. Was diesen Song zusätzlich ausmacht, ist die Art und Weise wie die Lyrics interpretiert werden können...
Der Song "Jessica" ist mal was anderes, er tönt nach einer anderen Kim Wilde...
Das Lied entstand in Schweden. Ich war krank, fühlte mich schrecklich und bemitleidete mich selbst. Ich beschloss mit meiner Hündin "Jessica" spazieren zu gehen, um mich zu beruhigen und neue Energie zu tanken. Plötzlich fiel mir diese Melodie ein und ich sang sie in mein iPhone. Am nächsten Tag haben wir den Song bereits im Studio aufgenommen. Die Leute um mich herum haben mich ausgelacht, es sei lächerlich einen Song über das Spazieren gehen mit einem Hund zu singen. Doch in diesem Song geht es um mehr, als mit meinem Hund spazieren zu gehen...
Wie läuft das bei dir ab, bis ein Song schlussendlich aufgenommen ist?
Manchmal ist da ein iPhone richtig nützlich! Aber es läuft immer unterschiedlich ab, wenn ich mit jemandem zusammenarbeite, braucht es mehr Zeit im Studio und wir feilen an dem Song.
Im Song "This Paranoia" ist ein Gitarrensolo Ihres Sohnes zu hören. Wie kam es dazu?
Harry ist eher ein zurückhaltender Junge, um ihn dazu bekommen für mein Album Gitarre zu spielen, mussten wir ihn ins Studio bringen. Jeder dachte einfach nur "WOW". Wenn es die Schule zulässt, wird er vielleicht während meiner Tour mit mir zusammen auf der Bühne stehen, das wäre ein Traum der sich erfüllt...
Was für Musik hören Ihre Kinder im Moment?
Meine Kinder sind sehr beschäftigt. Sie machen viel Sport und der Computer ist Ihnen auch sehr wichtig. Meistens hören wir zusammen Musik wenn wir Autofahren. Meine Tochter und ich haben ziemlich den gleichen Musikgeschmack, meistens hören wir Ellie Goulding. Mein Sohn Harry steht eher auf Metal. Er ist ein grosser Metallica Fan.
Sie haben Ihre Karriere mit jungen 20 Jahren begonnen. Welche Tipps würden Sie den jungen MusikerInnen von heute geben?
Das wichtigste ist, dass man sich den persönlichen Motiven des Berühmt-Seins bewusst bleibt. Der Fokus sollte auf dem Schreiben und Singen liegen. Zudem sollte man jede Chance packen, die einem geboten wird. Manchmal ist es auch gut, wenn man meint, die Kontrolle zu verlieren. Man sollte sich selbst stets herausfordern.
Was ist das Beste an den 80ern?
Definitiv die Popmusik! Die Musik aus den 60ern und 70ern war auch gut, aber die Popmusik der 80er hat die Musik bis ins 21. Jahrhundert beeinflusst. Die 80er haben zudem die Besten Bands und Songs berühmt gemacht. Ich habe damals die LPs von Nik Kershaw und Glen Gregory gesammelt und habe zu ihnen aufgeschaut. Jetzt auf meinem neuen Album, habe ich die Ehre mit ihnen zusammen zu arbeiten. Das ist grossartig.
Nena und Sie sind befreundet...
Ja, wir haben viel gemeinsam und haben die 80er geteilt. Nun führen wir ähnliche Leben. Es ist unglaublich, Nena wurde Oma. Sie sieht aus wie die jüngste Oma! Nena hat mir mit unserer Zusammenarbeit auch zu einem Comeback verholfen. Und hat das Rock Chick in mir wieder aufgeweckt. Ich möchte definitiv wieder die Bühne rocken. Wir haben uns übrigens kürzlich gerade bei ihrem 50. Geburtstag getroffen.
Wie haben Sie Michael Jackson kennen gelernt?
Nach meinem Charterfolg in den USA wurde ich von ihm angefragt, ihn auf seiner Europatournee zu begleiten. Ich habe ihn bewundert, schon immer. Es war unglaublich, ihm vom Bühnenrand aus zuzusehen, ich war hin und weg! Ich habe ihn aber nie wirklich kennen gelernt. Er war stets sehr privat und zurückhalten. Die Art und Weise wie er gestorben ist, hat mich leider keineswegs überrascht.
Welcher ist Ihr absoluter Lieblingssong?
"You Came". Die Freunde, die dieser Song rüberbringt ist umwerfend. Auch die Reaktionen der Leute sind einfach loveley.
Welchen ABBA-Song würden Sie covern?
Das wäre "The Name Of The Game". Das ist eines der besten Lieder, das je geschrieben wurde. Just amazing.
Sie werden 50 in diesem Herbst. Was sind Ihre Pläne?
Eine grosse Party ist nicht geplant. Momentan bin ich so sehr mit meinem neuen Album beschäftigt, welches übrigens das grösste Geburtstagsgeschenk ist.
Es gibt Menschen, die haben so was wie eine To-Do-Liste fürs Leben. Gerade wenn ein solcher Geburtstag ansteht, scheint sie wichtig. Manche wollen unbedingt Bungeejumping machen, andere wollen eine Stadt besuchen, die sie noch nie gesehen haben. Was steht auf Ihrer Liste?
Eine solche liste habe ich nicht. Aber das Bungeejumping habe ich bereits gemacht (lacht). Mein Traum ist es zu reisen und zwar ohne zu arbeiten. Ich war bereits an so vielen Orten, doch leider fehlte mir oft die Zeit, um diese richtig zu geniessen. Ich liebe es zu reisen, manchmal möchte ich einfach durch die Strassen der Stadt laufen, gerne würde ich durch die Strassen von Wien laufen. Aber das wird relativ schwierig in den nächsten Monaten. Aber in der Zukunft werde ich mich noch einige Male selbst überraschen, so wie ich es schon oft gemacht habe. Das einzige, was ich nicht tun werde ist Boxen und Eislaufen (lacht).