INTERVIEW: Kings Elliot spricht über ihre erste EP
Äusserst direkt und offen singt Anja Gmür aka Kings Elliot über ihr Innerstes, berührt damit und macht anderen Menschen Mut, welche in einer ähnlichen Situation stecken, wie sie selber. Damit, dass bei ihr vor ein paar Jahren eine Borderline-Persönlichkeitsstörung festgestellt wurde, geht sie offen um. Denn sie findet generell, in der Schweiz wird zu wenig über die psychische Gesundheit gesprochen.
Die 27-Jährige hat sich nach ihrem Musikstudium in London auch gleich an der Themse niedergelassen um dort an ihrer Karriere zu feilen - und die hat mächtig Flügel bekommen. Besonders auch, als sich Schauspielerin Reese Witherspoon beim Joggen filmte und das Video mit Kings "Dancing Alone" unterlegte. Mit "Chaos In My Court" stellte die Sängerin nun ihre erste EP vor, und im Interview mit gay.ch spricht sie ebenso übers Songs schreiben, wie auch darüber, was ihr in London aus ihrer Heimat am meisten fehlt.
Wie geht es Dir? Eine eigentlich simple Frage, welche in den letzten bald zwei Jahren aber stark an Bedeutung zugenommen hat.
Lieben Dank der Nachfrage, mir geht es gut im Moment, ich fühle mich sehr befreit seit ich meine erste EP veröffentlicht habe, aber es gibt natürlich immer wieder Tage, die mir etwas schwer fallen - vor allem im Moment.
Seit mehreren Jahren lebst Du nun bereits in London: Was gefällt Dir am besten an der britischen Hauptstadt und was vermisst Du am meisten an der Innerschweiz?
Am besten gefällt mir die Freiheit sich selbst zu sein hier in London und am meisten vermisse ich den See und die Bäckereien in der Schweiz!!
Du hast Dir einen Plattenvertrag bei Universal USA (UK & Deutschland) geangelt, und mit Chaos In My Court eben deine Debut-EP veröffentlicht. Wie hat es sich für Dich angefühlt, eine EP quasi in die Welt zu entlassen und nun von allen Teilen der Welt so viel Zuspruch zu erhalten?
Es ist ein wunderschönes Gefühl. Die Angst, die ich anfangs empfunden hatte in Bezug auf die Ehrlichkeit meiner Songs, hat sich um einiges verkleinert. Ich fühle mich sogar mehr verstanden und weniger alleine als je zuvor. Es scheint, dass es sich lohnt mutig zu sein.
Und plötzlich kommen Reese Witherspoon und Chainsmokers daher: Wie hast Du davon erfahren, und was hat es mit Dir gemacht?
Wahnsinnig, oder?! Es lief eigentlich alles über Instagram. Mega überraschend und in beiden Fällen bin ich vollkommen ausgeflippt, hab in der Wohnung rumgetanzt und meine Eltern angerufen!
Du erklärst, dass Du auf der EP deine eigene Welt geschaffen hast, von der Du jeweils träumst, und dass Dich nun jeder dort besuchen kann. Wie würdest Du diese Welt beschreiben, und wurde die durch die EP nun realer, oder verändert sie sich nach wie vor immer weiter?
Ich glaube, die Welt wird immer grösser. Mit jedem Hörer und mit jedem Lied wird sie erweitert. Ein wunderschönes Gefühl und therapeutisch für mich.
Du schreibst extrem persönliche Songtexte und machst damit anderen, mit einer ähnlichen Geschichte, Mut: Fällt es Dir einfach, dein Innerstes nach aussen zu tragen und preiszugeben?
Nein, es ist immer noch sehr beängstigend und ich muss mir selber jedes Mal aufs Neue Mut zusprechen. Wenn aber nach dem Release eines neuen Songs die Nachrichten und Feedbacks reinkommen, die sagen wie viel meine Wahrheit jemand anderem geholfen hat, dann macht für mich wieder alles Sinn.
London ist bekannt für seine bunte Queer Community - tauchst Du da auch ab und zu ein, und holst Du Dir dort auch Inspirationen für deine Musik?
Absolut!!! Die Queer Community in London gibt mir unglaublich viel Halt. Ich hatte meine erste Live-Performance an der Pride Parade in London. Ich lebe für Drag Shows und ich habe mir ein tolles Netzwerk von Freunden in der Community aufgebaut, die mich aus tiefstem Herzen unterstützt. Ich selbst identifiziere mich als pansexuell und habe mich in der Queer Community in London zum ersten Mal so richtig aufgehoben gefühlt.
Im September hat die Schweiz über die Ehe für alle abgestimmt, und ab Juli kann endlich geheiratet werden: Warst Du damals im Land und wie hast Du den Abstimmungskampf und das Abstimmungswochenende erlebt?
Ich war leider in London, aber habe absolut mitgefiebert. Ich kann kaum glauben, dass es für uns Schweizer so lange gedauert hat, die Ehe für alle endlich zu erlauben. Ich bin so glücklich und so froh, dass wir ab Juli ENDLICH ein bisschen mehr Gleichberechtigung haben im Land.
Tracklist:
1. I'm Getting Tired Of Me
2. Dancing Alone
3. Call Me A Dreamer
4. The Outsider
5. Bitter Tonic