INTERVIEW: Mariybu
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Sie lebt, wovon so viele Künstler:innen träumen: Mariybu schreibt nämlich nicht nur ihre Musik selber, sondern sie veröffentlicht ihren Sound auch gleich noch über ihr eigenes Label. Damit hat sie sich die maximale Freiheit herausgeholt.
Musikalisch bewegt sich Mariybu im Bereich des technoiden Hyperpop mit Rave-Pop-Elementen, und davon kannst Du Dir am 10. Mai selber ein Bild machen, dann wird die Berliner Sängerin nämlich mit ihrer "ein tag göttin"-Tour im Zürcher Exil vorbeischauen.
Im Interview mit gay.ch sprach sie unter anderem von ihrem Bezug zu Zürich, von ihrem Engagment für die LGBTI+ Community und natürlich vom Berliner Nachtleben und ihrem neuen Album...
Im Mai wirst Du in Zürich im Exil auftreten: Warst Du schon mal in Zürich?
Jaaa ich war schon 2 mal in Zürich, und beide Male waren so geil! Einmal war ich 2022 bei „Enter the Circle“ beim SRF als Musikproduzentin dabei und hatte eine hammer Zeit mit den schweizer Rapperinnen Gigi, Badnaiy, Cachita, ZZ Amparo, Mercee und 2Skar. Und das andere Mal bin ich 2023 in der Zentralwäscherei mit María Escarmiento aufgetreten, das war auch richtig nice! Ausserdem mochte ich den Vibe der Stadt, alles ist irgendwie entspannter in Zürich, das hat mir gefallen.
„ein tag göttin“ heisst dein neues Album, welches Du im Exil live vorstellen wirst: Was bedeutet dieser Titel für Dich?
„ein tag göttin“ ist der Titel eines Songs auf dem Album und der Song beschreibt finde ich das gesamte Album irgendwie ganz gut. „Ein tag göttin, 3 Tage Opfer“. Das Album handelt von meinem ersten Jahr in Berlin, in dem ich super viel gefeiert hab und mich wie eine Göttin gefühlt hab, unverwundbar, hot und frei. Auf der anderen Seite hatte ich auch echt oft das Gefühl ein Opfer zu sein, ich war oft einfach nur lost, depressiv, einsam und orientierungslos. Ich finde diese beiden Seiten spiegeln alle Songs auf dem Album irgendwo wieder. Das Album könnte auf den ersten Blick wie ein Partyalbum wirken, aber wenn man genauer hinhört, dann merkt man, wie viel tiefer es geht.
Du lebst in Berlin und viele deiner Tracks spielen im Nachtleben: Tauchst Du auch selber gerne ins berühmt-berüchtigte Berliner Nightlife ab, und was macht für Dich Berlin und der ganz besondere Vibe dort aus?
Besonders in meinem ersten Jahr war ich ziemlich doll und viel feiern. Ich hab’s komplett geliebt, aber war gleichzeitig depressed, das war irgendwie nicht die beste Mischung. Mittlerweile geh ich immer noch super gerne feiern, aber anders. Ich hab aufgehört zu ballern und bin nicht mehr so lange unterwegs. Manchmal bin ich sogar nüchtern im Berghain und geniess es trotzdem, das hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Ich liebe es in Berlin zu feiern, weil ich erstens nicht mehr auf langweilige hetero Partys gehen muss, sondern weil eigentlich immer gute queere Partys, oder zumindest Partys, auf denen es gemischt ist, irgendwo sind. Ausserdem kann man feiern, wann man will, ich liebe Sonntags tagsüber auch sehr. Und es gibt einfach eine so grosse Auswahl, dass man immer eine gute Party mit guter Musik finden kann. Was ich an Berlin auch einfach allgemein liebe, ist der freie Kopf. Ich hab das Gefühl, hier kann ich alles machen und so sein, wie ich will. Egal was man für weirde Musik macht, man wird in Berlin immer Leute finden, die was ähnliches machen, oder das feiern. Diese Freiheit kann auch überfordernd sein, ich hab vor ein paar Jahren schonmal kurz in Berlin gelebt, weil meine Eltern hier auch lange gewohnt haben, aber bin wieder weg gezogen, weil ich damals nicht damit umgehen konnte, dass ich alles machen kann, was ich will, aber mittlerweile komm ich damit ganz gut klar xD.
Nach Hip Hop hast Du Hyperpop für Dich entdeckt: Was ermöglicht Dir dieses neue Genre, was Du bei Hip Hop vorher nicht mehr gefunden hast?
Ich fühl mich im Hyperpop einfach so Zuhause! Hyperpop ist eine queere und bisschen verrückte Bubble mit weirden Sounds und crazy Outfits. Mein Gefühl ist, dass es viel mehr produzierende Flinta*s im Hyperpop gibt und allgemein viel DIY ist und es keine „Regeln“ gibt an die man sich halten muss. Ich liebe alles daran! Ausserdem ist das Genre so grenzenlos. Hyperpop ist irgendwie alles, Hauptsache irgendwie doll. So fühl ich mich auch, deshalb ist es ein perfect Match <3
Heute produzierst Du selber und hast dein eigenes Label: Was ermöglichen Dir diese Freiheiten, welche nur wenige Künstler:innen tatsächlich haben?
Ich hab zum Beispiel kurz vor Weihnachten einen „Fick-dich-Weihnachten“ Song einfach aus Spass gemacht. Dann fand ich den so geil, dass ich den spontan hochgeladen hab, obwohl ich mitten in der Albumkampagne war und der da theoretisch gar nicht reingepasst hat, aber ich hatte Bock drauf. Der ist dann viral gegangen. Ich find’s so geil, einfach spontan das machen zu können, was mir gerade so einfällt und nach meinen Regeln zu spielen. Natürlich sprech ich mich immer mit meiner Managerin ab, einfach weil mir ihre Meinung wichtig ist und sie manchmal Sachen sieht, die ich nicht sehe, aber es gibt niemanden mehr, der über mich und meine Musik bestimmen kann. Vorher gab es immer mind. 1 cis-Mann der mich vertraglich in der Hand hatte und die Macht auf die eine oder andere Art ausgenutzt hat und ekelig wurde. Da hab ich dann beschlossen, dass ich dafür keine Musik mache, dass ich am Ende wieder Cis- Männern gefallen muss und die mich in der Hand haben.
Du bist auch ein Rolemodel für Queers und machst Dich für FLINTA* stark: Wie nimmst Du die Community heute wahr und was bedeutet es Dir, ein Teil davon zu sein, und auch deine Plattform für Queers zu nutzen?
Ich bin sehr stolz darauf ein Teil der queeren Community zu sein! Ich fang immer fast an zu heulen, wenn ich an meine Konzerte denke, auf denen so viele Queers und Flinta*s zusammenkommen und die Stimmung immer so wholesome und empowernd ist. Ich bin einfach so dankbar dafür, dass meine Community so ist, wie sie ist, weil es gibt mir immer sehr viel! Ich nehme die queere Bubble, in der ich mich bewege, super cute und rücksichtsvoll, aber gleichzeitig sehr laut und stark wahr und das gibt mir immer Hoffnung. Und dass ich meine Plattform für Queers nutze, macht für mich einfach nur Sinn, ich fänd’s weird das nicht zu tun, weil ich doch selber queer bin haha.
Wie geht es Dir, wenn Du an die überall erstarkenden Rechtsaussen-Parteien denkst, sei es in Deutschland, Österreich oder auch in den USA? Damit kommen auch die hart erkämpften Rechte für Queers immer mehr unter Druck.
Oh man, ja genau das meine ich, da brauchen wir unsere Communities einfach so sehr, um die Hoffnung nicht zu verlieren. Manchmal fühl ich mich echt machtlos und müde und hab Angst und bin fassungslos, wie viele Rückschritte wir wieder machen. Aber manchmal gibt es auch gute Tage und ich denk mir, man wir sind doch so viele (Allys mitgezählt) und wir haben das alles mit in der Hand! Ich glaube es ist so wichtig, dass wir Hoffnung behalten, weil Hoffnung wichtig ist, um weiterzumachen, weiterzukämpfen und schöne Momente und Orte zu kreieren, an denen wir einfach sein können und uns nicht verlieren. Ich werde weiter laut bleiben und hoffe, dass viele andere es auch tun und das, was wir alle befürchten, doch nicht eintritt. Manche sagen mir, ich wäre naiv, aber ich bleib dabei, Hoffnung ist eins der wichtigsten Gefühle, die wir haben, sonst geben wir auf und dann können wir auch nichts mehr verändern.
Kurz nach deinem Konzert in Zürich beginnt auch der Pride Month: Schon Pläne geschmiedet? Hehe JA! Ich werde auf ein paar Prides Konzerte spielen (wird noch angekündigt wo) und auf ein paar privat gehen. ICH LIEBE DEN PRIDE MONTH! Weil da hab ich immer das Gefühl, dass alle Menschen auf der Welt queer oder Allys sind und das ist ein sehr gutes Gefühl xD!
Herzlichen Dank für das Interview und ganz viel Erfolg mit „ein tag göttin“…
Thxxxx <33
Bild: © Liv Plotz
MARIYBU:
Just am Valentinstag erscheint mit "ein tag göttin" das neue Album von Mariybu. Es vereint Hardstyle- mit Dreamwave- und Rap-Elementen und alles vereint unter Schirm von tanzbarem, technoidem Hyperpop. So ist es das wohl persönlichste Album einer der mutigsten Künstlerinnen im deutschsprachigen Raum geworden. Veröffentlicht wird das Album auf ihrem eigenen Label TangaTunes.