INTERVIEW: Seven über sein neues Album
Vier Farben, ein Album: War das von Anfang an klar, dass dies das Konzept von deinem neuen Werk ist?
Nein, überhaupt nicht. Wenn ich Songs schreibe, dann habe ich Bilder vor mir: Das kann ein Strand sein, ein Wald oder eine Schneelandschaft. Dazu kommen bei mir dann auch die Farben. Als ich dieses Album angefangen habe, hatte ich so viel verschieden farbige Lieder aufgenommen, dass ich wusste: das kann ich gar nicht auf ein Album packen. Also habe ich daraus quasi vier EPs gemacht., aufgeteilt nach den vier Farben blau, gelb, rot, purple. Es war das aufwändigste Album aber ich konnte mich auch ganz schön austoben...
Die Zusammenarbeit mit einem ganzen Orchester ist ja auch nicht sonderlich alltäglich...
Ich habe gelernt, Geige zu spielen und hab deswegen einen engen Bezug zur klassischen Musik. Die vier Intros zu den vier Farben sind der rote Faden vom Album. Es ist so, als ob dich jemand zu einer neuen Bühne begleitet und wenn der Vorhang aufgeht, ein neues Bühnenbild da steht.
Vor vier oder fünf Jahren hab ich bereits im KKL Luzern mit einem Orchester, zusammen mit Moritz Schneider, gearbeitet. Diesen bat ich auch bei 4COLORS mir bei den Intros mit dem Arts Symphonic Orchestra London zur Seite zu stehen. Wenn man denn da durch die dicke Glassscheibe sieht, wie 70 Menschen dein Intro spielen, dann ist das schon gewaltig und löst Gänsehaut aus.
Wenn du nun auf Tournee gehst, wie integrierst du die alten Songs ins neue Konzept?
Der Vorteil ist, dass auch meine alten Songs nach diesem Farbmuster geschrieben worden sind. So kann ich sie auf die vier Farben verteilen. Natürlich muss man gewisse Anpassungen machen. Aber am Ende ist es so, dass wir die Zuschauer auf eine Reise mitnehmen, von einer Farbe zur anderen...
Hat dein erfolgreicher Einstieg in den deutschen Markt dir den Mut gestärkt, mal ein ganz anderes Album zu machen?
Wenn ich jemanden aus der Branche um Rat gefragt hätte, hätten mir wohl alle abgeraten, solch ein Album zu machen. Aber ich mache schon immer das, worauf ich gerade Lust habe und das hat sich bisher immer als richtig herausgestellt. Ich hätte dieses Album genauso gemacht, auch wenn die letzten zwei Jahre anders verlaufen wären.
Könntest du sagen, wie viele Songs du bist heute geschrieben hast?
Veröffentlichte Songs, sind es um die 160. Aber insgesamt, also auch solche die irgendwo in einer Schublade sind, viel mehr... Das dreifache? Ich weiss es nicht. Es gibt ja auch Songs, die sind noch halbfertig oder es existiert nur die Musik oder nur der Text. Die Schublade ist voll. Aber darunter sind auch Lieder, die nicht so toll sind, darum bleiben sie auch da.
Meinst du ein physische Schublade oder ein File in einem Computer?
Ich meine eine richtige Schublade, ja. Ich habe Bücher mit Texten und Bücher mit Noten und die liegen in einer Schublade. Es kann schon mal vorkommen, dass ich dann einen Text heraushole, der vier Jahre alt ist, weil er zu einer neuen Melodie passen könnte.
Die vier „Featurings“ auf „4COLORS“: Waren das Wunschkandidaten oder wie ist es dazu gekommen?
Das ist alles im Affekt passiert. Das ist so, wie wenn du dich verliebst: So etwas kann man nicht planen. Mit Thomas D zum Beispiel war das so, dass wir während der Fanta 4-Tour immer wieder über das Thema Zeit gesprochen haben. Das wir in der heutigen Gesellschaft sie versuchen festzuhalten, zu verlangsamen oder gar zurückzudrehen... Der ganze Fitnesswahn oder die Einstellung, dass man heute äusserlich nicht altern darf und so Zeug. Und das betreiben wir so intensiv, dass wir dabei vergessen, die Zeit zu geniessen – was eigentlich absurd ist. Dann sind wir auf das Fazit gekommen, dass Zeit unsere letzte Währung ist... Das wiederum führte zur Idee, daraus ein Song zu machen....
Bei Kool Savas und Nico Suave ist es so, dass ich die beiden schon sehr lange kenne: Savas schon fast zwanzig Jahre. Als ich mich über ein paar ganz schlimme Kommentare zur Flüchtlingsthematik im Internet aufgeregt habe, habe ich die beiden kontaktiert und sie gefragt, ob sie dabei sind mit mir einen Song darüber aufzunehmen.
RAD (Rose Ann Dimalanta) spielt seit drei Jahren bei mir Keyboard. Ich wusste, wenn ich eine Prince-Hommage mache, dann mit der RAD, weil sie ja unter anderem lang mit der Band von Prince gespielt hat.
Apropos Prince: Was hat dir Prince bedeutet?
Er hat, neben anderen Künstlern, mich beeinflusst, aber von allen sicherlich am meisten. Ich habe viel Prince Musik gehört – und höre sie immer noch – und habe viele seiner Konzerte besucht. Er hat für mich neben der Musik, die Lehre weitergegeben, dass es keine Regeln gibt. Er hat viel gemacht, was man musikalisch eigentlich gar nicht machen sollte. Aber er hat das mit so viel Attitude und Können gemacht, dass man sagen muss: Wenn die Qualität stimmt, dann darf man alles machen.
Foto: Seven - Bandpic 2 (Purple) Peter Rauch