INTERVIEW: Yoav

INTERVIEW: Yoav
Im Jahr 2010 schaute Yoav im Zürcher Club Abart vorbei. gay.ch hat der Kosmopolit von seinem neuen Album erzählt, davon wie er Songs schreibt, wie er sich auf Konzerte vorbereitet und wie es war mit Tori Amos auf Tour gewesen zu sein...

Er spielt mit seiner akustischen Gitarre wie wohl kaum ein Zweiter, und die Songs die dadurch entstehen, haben Club-Potential.... Mit Songs wie "Club Thing", "Beautiful Lie" und "Adore Adore" hat er sich international einen Namen gemacht, und nun ist Yoav mit seinem Album "A Foolproof Escape Plan" am Start...

Dein Vater kommt aus Rumänien, geboren bist Du in Tel Aviv, aufgewachsen in Kapstadt und Du hast schon in Montreal und London gelebt. Wo fühlst Du Dich am meisten zu Hause?
Ich lebe schon seit einiger Zeit wie ein Zigeuner und ich liebe es umherzuziehen. Es gibt so viele schöne Städte, welche ich noch entdecken möchte, bevor ich mich irgendwo für länger niederlassen werde. Berlin, Paris, Tokyo...  Wenn ich aber einen Ort nehmen soll, wo ich mich am besten entspannen kann, dann ich es sicherlich das wunderschöne Kapstadt - dort bin ich aufgewachsen und meine Eltern wohnen noch immer dort...

Dein Album "Charmed and Strange" war international ein grosser Erfolg und alle waren fasziniert, wie Du dieses Album nur mit deiner akustischen Gitarre, etwas technischem Equipment und mit deiner Stimme aufgenommen hast. Wie schreibst Du eigentlich deine Songs?
Jeder Song ist da anders. Einige Songs starte mit ein paar Wörtern, die ich von jemandem aufgeschnappt habe, oder einem Traum, den ich gehabt habe, von einem coolen Beat, einer Reihe von Akorden oder von Melodien, die sich einfach bei Dir einbrennen. Normalerweise schreibe ich gleich vier bis fünf songs zeitgleich, und mache sie dann nach und nach während ein paar Monaten fertig. Bei meinem letzten Album ["A Foolproof Escape Plan"] etwa musste ich sehr tief graben um die letzten paar Textzeilen zu finden...

Auf Deiner Myspace-Page schreibst Du von welchen Künstlern Du selber beeinflusst wirst: Von Timbaland und Kruder and Dorfmeister über Bob Dylan und Eminem bis zu Björk, Aphex Twin und Depeche Mode. Welche Einflüsse spielten denn bei deinem neusten Album "A Foolproof Escape Plan" eine Rolle?
Das neue Album wurde in L.A., Kapstadt und in London aufgenommen, aber vor allem schon in Los Angeles, also war ich auch viel mit dem Auto unterwegs. Jeden Tag vom Westen der Stadt zum Osten, wo sich das Studio befand. Dabei hörte ich soviel Musik, und vor allem auch viele alte Sachen. Ich hatte ein paar Fahrten über den Sunset Boulevard mit Bowie und Lou Reed, an die ich mich gerne erinnere, oder auch durch Malibu mit "The Doors" und Leonard Cohen. Mir gefiel auch MIA und "The Knife" sehr gut, und noch vieles mehr...

iTunes scheint in deiner Karriere ein sehr wichtiger Stellenwert zu haben: Wie siehst Du persönlich die Entwicklungen im Music Business - von der CD hin zu den Digital-Downloads...
Ich denke, wir sind gerade mitten in einer ziemlich chaotischen Umstellung von dem, wie die "alten" Major Labels und Radios die Sache anpacken, hin zu etwas völlig neuem. Ich rechne damit, dass die Musiker in ein paar Jahren gut leben werden, wenn ihre eigene Musik online verkaufen, ich bin mir dann aber auch nicht sicher, ob die Labels dann noch ihren Teil mitspielen werden. Der schwierige Part wird aber sein, dass man als Künstler in der grossen Masse an Musikern überhaupt wahrgenommen wird.

Du scheinst fast non-stop durch die Welt zu touren - Live Konzert an Live Konzert: Ist das auch eine Reaktion auf die Veränderungen im Music Business?
Ich liebe es live zu spiele. So lange ich dies also machen und auf diese Weise meinen Sound verbreiten kann, und gleichzeitig meine Fähigkeiten verbessern und meine verrückten Abenteuer haben kann, so lange werde ich diese Chance nützen. Es gibt  noch so viele Orte, wo ich gerne auftreten möchte. Die Tatsache, dass ich alleine auf der Bühne stehe. macht es sehr einfach für mich zum Touren, und das mit wenig Aufwand und ohne grosse Tracks und Crew. Daher läuft auf Tour auch immer was...

Im Jahr 2007 bist Du jeweils vor Tori Amos auf ihrer "American Doll Posse"-Tour aufgetreten. Wie war es für Dich mit Tori zu Touren?
Es war eine grossartige Erfahrung für mich, und das auf so vielen Ebenen. Wir haben fünfzig Shows zusammen gemacht: In dieser Zeit habe ich mich stark verbessert und ich konnte jedesmal vor Tausenden von Leuten sprechen. Tori ist über einen Freund der ihr mein Album gezeigt hat, auch mich aufmerksam geworden, und darauf hat sie mich dann gefragt, ob ich mit ihr Touren würde. Es war eine grosse Ehre für mich, denn zuvor hat sie ja schon Rufus Wainwright, Ben Folds, The Eels, Damien Rice und andere mit auf Tour genommen, bevor die wirklich bekannt wurden. Ich wusste nicht so genau, was ich von ihrem Publikum erwarten soll, aber ich bekam fantastische Reaktionen - darunter Standing Ovations an vielen Abenden. Es war auch sehr lehrreich für mich Tori während ihrer Tour zu zuschauen, wie sie niemals die gleiche Show bot während der ganzen Tour und jeden Tag geprobt hat.

Es ist total faszinierend Dich auf der Bühne live zu sehen, mit dem "Loopen", wie Du mit Deiner Gitarre umgehst und mit Deiner Stimme spielst: Wie lang musst Du jeweils für jeden neuen Song üben, bis Du ihn auch live spielen kannst?
Ich muss das ganze Album irgendwie nochmals völlig neu machen, um es dann auch live spielen zu können, und das dauert jeweils lange. Als ich "A Foolproof Escape Plan" fertig hatte, ging ich in Montreal während Wochen sechs Stunden täglich intensiv proben. Darauf arbeitete ich in Kapstadt nochmals gut zwei Monate daran um sie zu verinnerlichen. Der technische Aspekt von dem was ich mache ist etwas tricky, denn ich nutze meine Hände, die Füsse und manchmal sogar die Zehen. Ich darf während dem Spielen gar nicht denken was ich mache, denn dann könnte ich mich nicht auf die Geschichte konzentrieren, die ich eigentlich erzählen möchte und was ja eigentlich mein "Job" wäre. Ich würde mich in den Songs verlieren, daher sollte all das Technische so sein wie Autofahren... Ich bin immer noch daran mich an die neuen Songs zu gewöhnen - die sind auch viel komplexer als die Songs von "Charmed and Strange". Ich musste viel mehr Effekte und Loops einbauen, um die Songs spielen zu können. Das Gerät dazu nenne ich nun "das Monster"... Es ist eher gross und wiegt gut dreissig Kilo!

Was dürfen wir diesmal von Dir erwarten, wenn Du in der Schweiz auf der Bühne stehst?
Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich in Zürich aufgetreten bin, und in Lausanne habe ich noch gar nie eine eigene Show gemacht. Ich habe mich in den letzten ein, zwei Jahren stark verbessert, so hoffe ich zumindest, und ich werde auch all die neuen Sounds und Effekte mitbringen. Ich bin sehr aufgeregt, wie die Leute reagieren, wenn sie meine neuen Songs und mein neues Album hören. Ich bin wie ein Mix aus DJ und Gitarrist/Musiker, und so möchte ich, dass die Seele der Songs mein Publikum erreichen, aber, ich möchte sie auch hypnotisieren, so wie es ein guter DJ schafft. Ich habe viel daran gearbeitet, um von den Songs auch Mixes zu kreieren, auf die gleiche Weise finde ich, dass ich die Gitarre spiele wie niemand sonst...