AUSTRALIEN: Hassverbrechen von 1988 möglicherweise endlich aufgeklärt

AUSTRALIEN: Hassverbrechen von 1988 möglicherweise endlich aufgeklärt
Scott Johnson wurde 1988 tot am Fuss einer Klippe aufgefunden. Erst vor drei Jahren wurde der Fall neu als Hassverbrechen statt wie bisher als Suizid beurteilt, und nun konnte der mutmassliche Mörder endlich verhaftet und angeklagt werden. Es war der Hartnäckigkeit von Johnsons Familie zu verdanken, dass es nun möglicherweise endlich zur Aufklärung dieses Verbrechens kommt - rund 32 Jahre nach der Tat. Die Hinweise führten zudem dazu, dass noch 88 weitere Morde aus diesen Jahrzehnten neu beurteilt werden.

Als sich die Hinweise verdichtet haben, dass möglicherweise mehrere schwule Männer in den 1980ern und 90ern im ausstralischen Bundesstaat New South Wales rund um Sydney von Gangs angegangen wurden, ist auch die Familie von Scott Johnson aktiv geworden. Der Amerikaner, welcher in Sydney wohnte, wurde 1988 am Fusse der North Head Cliffs tot aufgefunden. Ein Jahr später wurde der Fall damals als Suizid bezeichnet und abgeschlossen. Als die Familie 2005 aber erfuhr, dass es im selben Zeitraum drei weitere Todesfälle gab, bei denen Männer von Klippen gestürzt wurden, reagierten sie umgehend.

Auf ihr Drängen wurde die Theorie des Suizids 2012 von einem Gericht wieder verworfen. Darauf wurde die Polizei aufgefordert, den Fall neu aufzurollen und erneut zu untersuchen. Nochmals fünf Jahre später, im Dezember 2017 kamen die Rechtsmediziner zum Schluss, dass Scott Johnson einem Hassverbrechen zum Opfer fiel, und dass es kein Suizid war. Die Ermittlungsbehörden hätten wohl damals 1988/89 etwas vorschnell geurteilt. Sie erklärten weiter, dass die Gegend, in der Johnson umkam, als Cruising Spot bekannt war. Ehemalige Beamte hätten zudem darauf hingewiesen, dass Gruppen von Teenager und jungen Männer diese Orte oft als Ziele ausgesucht haben, doch die Polizei habe es damals nicht geschafft, ihnen irgendwelche Taten nachzuweisen.

Aufgrund dieser Hinweise wurden nun in den vergangenen Jahren, insgesamt 88 Todesfälle in Sydney genannt, welche seit 1976 bis noch ins Jahr 2000 passierten und welche ebenfalls Hassverbrechen gewesen sein könnten. 30 dieser Fälle waren noch immer ungelöst.

Als im Jahr 2018 schliesslich eine Belohnung von einer Million Australische Dollar, rund 633'000 Schweizer Franken, für Hinweise im Fall Scott Johnson ausgesetzt wurden, bekam nun die Polizei offenbar einen entsprechenden Tipp, welcher nun zu einer Verhaftung führte. Der mutmassliche Täter konnte in Lane Cove verhaftet werden und er wurde zur Befragung zur Polizeistation in Chatswood gebracht. Darauf wurde ihm eine Kaution verweigert, und er wurde schliesslich im Parramatta Local Court erstmals dem Richter vorgeführt. Die Polizei hat danach gleich den Bruder von Scott Johnson, Steve, in den USA über die Verhaftung informiert. Der mutmassliche, heute 49-jährige Täter wurde nun mit Mord angeklagt. Zur Tatzeit war er demnach gerade einmal 17-jährig.

Steve Johnson erklärte nun in einem ersten Statement, dass er hoffe, dass die Freunde und Familien von weiteren Dutzenden von schwulen Männern, welche ihr Leben verloren haben, aufgrund der Vorkommnisse von heute Genugtung erhalten, und dass nun weitere Türen geöffnet werden um die mysteriösen Todesfälle zu lösen und um Gerechtigkeit zu erzielen.