BELGIEN: Massenaustritt aus der katholischen Kirche

BELGIEN: Massenaustritt aus der katholischen Kirche
Aus Enttäuschung über die Entscheidung der katholischen Kirche, auch in Zukunft keine gleichgeschlechtlichen Paare zu segnen, haben in Belgien rund 700 überwiegend junge Katholik:innen beschlossen, ihren formellen Austritt aus der Kirche einzureichen. Weitere rund 2000 haben zudem ihre Anmeldung für die Taufe zurückgezogen...

Die Hoffnungen auf eine Öffnung und eine liberalere Haltung vieler Katholik:innen in Belgien wurde im März mit der Ankündigung der Glaubenskongregation aus dem Vatikan zerstört, wonach auch weiterhin keine gleichgeschlechtlichen Paare in der katholischen Kirche gesegnet werden. In einem Webinar mit The Tablet erklärte nun Johan Bonny, der Bischof von Antwerpen, dass sich darauf viele Mitglieder aus der katholischen Kirche zurückgezogen haben. So haben rund 700 vor allem junge Katholik:innen ihren Rücktritt aus der Kirche bekanntgegeben, und weitere 2000 Gläubige haben zudem ihre Anmeldung für die Taufe zurückgezogen. Wie Bonny weiter ausführt, seien es vor allem heterosexuelle Gläubige in seiner Diözese gewesen, für welche diese rückwärtsgewandte Richtlinie der katholischen Kirche ein Schritt zu weit gewesen sei.

Auch er selber war nicht einverstanden mit der Entscheidung der Glaubenskongregation, und er erklärte, dass es eine theologische Schwäche sei, wenn gleichgeschlechtliche Paare nicht gesegnet würden. Es sei, als wäre dieses Dokument zu Zeiten von Papst Pius XII geschrieben worden, und als ob man die theologischen Weiterentwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht berücksichtigt habe. Dabei richtet er auch schwere Vorwürfe an den Vatikan, welcher die Bischöfe und andere Einrichtungen innerhalb der katholischen Kirche diesbezüglich nicht um ihre Meinung befragt habe. Das Resultat dieses Versagens sei nun, dass die Menschen die katholische Kirche verlassen.

Auch andere Regionen, in welcher die Katholische Kirche stark verankert ist, sprechen von enorm vielen Austritten. Jesuitenpriester James Martin, welcher sich seit langem für Inklusivität und für die Rechte von LGBTI+ innerhalb der katholischen Kirche einsetzt, sprach gar davon, dass sie die meisten Kirchenaustritte zu verzeichnen haben seit den grossen Kindesmissbrauchsfällen. Dabei seien es längst nicht nur queere Personen, welche die Kirche verlassen, sondern auch deren Freunde und Familien.