BRASILIEN: Kostenloses PrEP-Programm für die am meisten gefährdeten Gruppen
Gerade einmal 74 Rappen muss Brasilien für eine Pille des PrEP-Medikaments Truvada bezahlen, welches von der amerikanischen Pharmafirma Gilead Sciences hergestellt wird. Nur ein Bruchteil der Kosten, welche etwa hierzulande oder auch in den USA für einen Patienten anfallen. Es wird jedoch versucht, den Preis weiter runterdrücken zu können, um noch mehr Pillen an noch mehr Betroffene abgeben zu können. Die Regierung beliefert aktuell 35 öffentliche Gesundheitskliniken in 22 verschiedenen Städten in ganz Brasilien, wo die Medikamente an die am meisten betroffene Zielgruppe, vor allem junge Brasilianer und Brasilianerinnen, abgegeben wird. Die Regierung versucht mit diesem PrEP-Programm endlich eine Trendwende hinzukriegen, denn die jüngsten Zahlen in Bezug auf HIV/Aids sind alarmierend.
Zwischen 2006 und 2015 haben sich die Aids-Fälle bei den 15- bis 19-jährigen Männern verdreifacht auf 6.9 Fälle pro 100'000 Einwohner, und bei den 20- bis 24-Jährigen haben sich die Zahlen auf 33.1 Fälle pro 100'000 verdoppelt, wie UNAids in ihrem aktuellen Bericht schreibt. Alleine im vergangenen Jahr wurden geschätzte 48'000 neue HIV-Infektionen gemeldet, und zudem soll es im selben Jahr rund 14'000 Aids-Tote gegeben haben. Während die Zahl der Übertragungen des Virus von der Mutter auf das Kind in der jüngeren Vergangenheit markant reduziert werden konnte, so ist HIV gerade bei Männern, welche mit Männern Sex haben (MSM), nach wie vor stark verbreitet. Aktuell sind in dieser Bevölkerungsgruppe rund 10 Prozent mit dem HI-Virus infiziert.
Für das erste Jahr des PrEP-Programms hat Brasilien 3.6 Millionen Pillen gekauft. Diese werden einerseits an Prostituierte, Transgender, MSM, an Drogenabhängige, aber auch an Personen mit einem HIV-positiven Partner abgegeben, sowie an Junge abgegeben. Die tägliche Pille wird dabei kostenlos sein, sowie auch die Tests und weiterführenden Untersuchungen, welche die Behandlung durch PrEP mit sich bringen.
Neben der Abgabe von Medikamenten soll auch die Prävention verstärkt werden. So wollen die Organisatoren der Kampagne unter anderem mit bekannten Youtube-Persönlichkeiten zusammenarbeiten, und auch Werbekampagnen auf Dating Plattformen schalten. Auch die Aufklärung an den Schulen soll verbessert werden. So soll nach wie vor das Kondom promotet werden, welches den besten Schutz liefert, aber auch über die Möglichkeit von PrEP soll aufgeklärt werden. Doch diesbezüglich gibt es auch bereits Gegenwind: Vor allem christliche und konservative Gruppierungen stellen sich quer und torpedieren den Sexualkundeunterricht.