BRASILIEN: Verbot von Gay Conversion-Therapien wurde aufgehoben

BRASILIEN: Verbot von Gay Conversion-Therapien wurde aufgehoben
Es ist ein herber Rückschlag für die LGBT-Community in Brasilien: Ein Richter erklärte das seit 18 Jahren bestehende Verbot für Conversion Therapien für ungültig.

Der Oberste Rat der Psychologen in Brasilien hat es lizensierten Therapeuten verboten, Behandlungen anzubieten, mit welchen angeblich Homosexualität geheilt werden kann. Doch nun hat Richter Waldemar de Carvalho eine gerichtliche Verfügung erlassen und dieses Verbot, welches seit 18 Jahren bestand, aufgehoben. Dagegen geklagt hat die evangelikale Psychologin Rozangela Justino, welcher dieses Verbot schon lange ein Dorn im Auge war. Bereits im Jahr 2009 erklärte sie, dass Homosexualität für sie eine Krankheit sei, und sie fordere alle "betroffenen Patienten" auf, religiösen Beistand zu holen. Sie fühle sich selber von Gott dazu beauftragt, jenen Menschen, die homosexuell sind, zu helfen. Im Jahr 2016 wurde sie schliesslich selber erwischt, wie sie sogenannte Conversion Therapien angewandt hat, worauf ihr die Lizenz entzogen wurde. Gegen diese Entscheidung hat sie nun geklagt.

Der Rat der Psychologen zeigte sich wenig erfreut ob der Entscheidung des Richters und erklärte, dass dies die Möglichkeit öffne, dass die gefährlichen Gay Conversion Therapien wieder weiter verbreitet werden. Der Rat gab auch umgehend bekannt, dass man gegen das Urteil in Berufung gehen werde. Zuvor hat das Verbot schon mehreren Anfechtung standgehalten, und man strebt auch eine politische Lösung im Kongress an. Rogério Giannini, der Ratspräsident, erklärte dazu, dass man etwas nicht heilen könne, wenn es gar keine Krankheit ist. Es sei auch keine seriöse, akademische Diskussion, welche in diesem Zusammenhang geführt werde, so Giannini weiter, sondern, die Debatte sei mit religiösen und konservativen Positionen verknüpft.

Auch die LGBT-Community zeigte sich schockiert ob dem Urteil: Diese Entscheidung sei ein grosser Rückschritt in Bezug auf die ansonsten sehr fortschrittliche Entwicklung, welche die LGBT-Community in den vergangenen Jahren politisch durchlaufen habe, erklärte etwa David Miranda, ein offen schwuler Stadtrat. Er beklagte auch, dass es in Brasilien derzeit eine konservative Welle gebe. Brasilien ist in Bezug auf die LGBT-Community tief gespalten: Während Marriage Equality bereits seit 2013 gilt, entfallen trotzdem rund 40 Prozent aller weltweiten Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechteridentität auf das Land. Im Durchschnitt bedeutet dies rund ein Mord an einem LGBT pro Tag. Aber auch sonst ist Homophobie wieder auf dem Vormarsch, nicht zuletzt durch das Erstarken von evangelikalen Kräften. So wurde beispielsweise in Rio de Janeiro ein Bürgermeister gewählt, welcher keinen Hehl aus seiner massiven Ablehnung gegenüber der LGBT-Community macht.

Mittels Conversion Therapien sollen Homosexuelle oder Transgender quasi umgepolt werden. Dies hat meist massive psychische Probleme für die Klienten zur Folge. Nicht selten gipfeln solche Behandlungen auch im Selbstmord des LGBT.