BRASILIEN: Wieder Hunderttausende an der Sao Paulo Pride
Wie kaum anders zu erwarten, so war die Sao Paulo Pride in diesem Jahr auch stark durch die Tagespolitik und die damit zusammenhängenden Querelen im Land geprägt. Rund eintausend Polizisten wurden dazu in der Millionenmetropole zusammengezogen um die Massen zu kontrollieren. So wurde nämlich auch mit Protesten gegen Michel Temer gerechnet, welcher die Regierungsgeschäfte übernommen hat, während die sechsmonatige Suspendierung von Staatspräsidentin Dilma Rouseff läuft.
Doch auch schwulpolitisch steht in Brasilien derzeit einiges auf dem Spiel: So wurde von den Pride-Teilnehmern etwa ein neues Gesetz unterstützt, welches es Transgender einfacher ermöglicht, dass sie ihr Geschlecht im Pass und bei den Behörden ändern können. Zudem müssen die staatlichen Gesundheitssysteme die geschlechtsangleichenden Operationen übernehmen, sollte das Gesetz angenommen werden. Weiter wurde aber auch die Wut gegenüber der Politik ausgedrückt, welche gescheitert ist, ein Gesetz einzuführen, welche Hassverbrechen gegen Schwule, Lesben und Transgender härter bestraft. Verantwortlich für das Scheitern ist vor allem die Katholische Kirche. Dieses Gesetz wäre dringend nötig, hat doch Brasilien eine der höchsten Mordraten an Transgender, aber auch an Schwulen und Lesben.
Ebenfalls mit von der Partie war das Cast von "Sense8" von Matrix-Filmemacherin und Transgender-Rolemodel Lilly Wachowski. Sie filmten dort auf einem Wagen Szenen für die zweite Season der Netflix-Serie.
Die Sao Paulo Pride lockt jedes Jahr Hunderttausende von Schwulen, Lesben und Transgender, sowie deren Freunde und Familien an. Der Rekord liegt derzeit bei rund drei Millionen Teilnehmern, womit die Sao Paulo Pride als grösste Pride der Welt gilt. Der Startschuss fiel bereits um 10 Uhr morgens auf der Avenida Paulista.