CELEBRITY: Rosa von Praunheim im Alter von 83 Jahren gestorben

CELEBRITY: Rosa von Praunheim im Alter von 83 Jahren gestorben
Erst vor wenigen Tagen hat er noch geheiratet und nun ist der deutsche LGBTI+ Aktivist, Regisseur und Autor Rosa von Praunheim überraschend im Alter von 83 Jahren gestorben. Er ist für rund 150 Kurz- und Langfilme verantwortlich, und hat enorm viel für die queer Community erreicht.

Erst vergangene Woche hat er seinen langjährigen Partner Oliver Sechting geheiratet und nun wurde bekannt, dass Rosa von Praunheim in der Nacht auf Mittwoch überraschend im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Erst mit 60 Jahren hat er erfahren, dass er im Zentralgefängnis des damals 1942 von Deutschland besetzten Riga geboren wurde. Ursprünglich hiess er Holger Radtke, lebte rund ein Jahr in einem Waisenhaus und wurde dann aber von Adoptiveltern in Ostberlin adoptiert und hiess fortan Holger Mischwitzky.

Mit seiner Familie flüchtete er darauf nach Frankfurt, wo er Malerei studierte und bald auch den Weg zum Film fand. Seine Werke sind von Beginn her äusserst experimentell, doch erhielten bald Kultstatus, so auch sein Debüt Die Bettwurst aus dem Jahr 1970. Insbesondere am Anfang seiner Karriere drehte er mit Laiendarstellern und mit minimalstem Budget.

Später als Rosa von Praunheim schuf er insgesamt rund 150 Kurz- und Langfilme, und für dieses Schaffen wurde er auch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Dabei machte er ebenso Musicals wie Komödien, Dramen und Dokumentarfilme und damit wurde er zu einem Vorreiter der LGBTI+ Bewegung in Deutschland und weit darüber hinaus.

Er griff dabei alle queeren Themen auf, etwa mit Transsexual Menance, und kannte kaum ein Tabu, wie Das Virus kennt keine Moral aus dem Jahr 1986 zeigte. Es war einer der ersten Filme zum Thema HIV/ Aids. Dies war damals seine Antwort auf die Krankheit und den damit verbundenen Schwulenhass, welcher sich immer stärker offenbarte und in der Gesellschaft ausbreitete, befeuert auch durch die damaligen Medien.

Mit seinem Aktivismus überschritt er aber manchmal auch Grenzen, die ihm selbst in der LGBTI+ Community Kritik einbrachten. So etwa als er in einem Interview die beiden Fernsehpersönlichkeiten Hape Kerkeling und Alfred Biolek gegen ihren Willen outete. Dies war quasi auch der Höhepunkt seiner eigenen Strategie, Privates öffentlich zu machen.

Bis zuletzt hat Rosa von Praunheim gearbeitet und noch im November seinen neusten Film Satanische Sau in diversen Programmkinos in Deutschland vorgestellt. Dafür wurde er an der diesjährigen Berlinale mit dem Teddy Award für den Besten queeren Dokumentarfilm ausgezeichnet. 2019 wurde er zudem in Zürich mit dem Pink Apple Festival Award für sein Lebenswerk geehrt.

Bild: © Martin Kraft - free license CC BY-SA 3.0