CHINA: Gay Dating App auf der Überholspur

CHINA: Gay Dating App auf der Überholspur
Wenn in China etwas gestartet wird, dann wird es sehr schnell riesengross, so auch die Gay Dating App Blued, welche nun bereits tagtäglich von über drei Millionen aktiven Usern genutzt wird. Im Vergleich dazu: Grindr hat täglich rund zwei Millionen User. Kein Wunder also, dass Blued nun auch verstärkt nach Übersee schielt. Während die chinesische Regierung Blued früher das Leben schwer machte, so wird die App heute förmlich hofiert von der Politik…

China entdeckt die Pink Economy und die Gay Dating App Blued mischt dabei ganz weit vorne mit. Über Crowdfunding finanziert, ist Blue City, das Unternehmen hinter der Social Media-Plattform, in Windeseile gewachsen. Bereits über drei Millionen User nutzen die Plattform täglich, damit wird sogar der internationale Leader Grindr mit seinen zwei Millionen Nutzern weit übertroffen. Seit Februar diesen Jahres gibt es von Blued nun ebenfalls eine internationale Version, und heute stammen bereits rund zehn Prozent der User nicht mehr aus China – Tendenz stark steigend.

Das Startup-Unternehmen ist aber noch immer auf Crowdfunding angewiesen, und so soll die dritte Runde rund 50 bis 100 Millionen Schweizer Franken einbringen und demnächst zu Ende gehen. Ma Baoli, der Gründer von Blue City und damit von Blued, zeigt sich allerdings zuversichtlich, dass die App Mitte 2016 erstmals Gewinn abwerfen wird. Damit zu tun hat nicht zuletzt auch die Tatsache, dass Chinas Wirtschaft langsam aber sicher auf den Geschmack der Pink Economy gekommen ist. Taobao, eine Shoppingwebsite des chinesischen Internet-Giganten Alibaba, hat sich im Februar mit Blued zusammengetan und zehn chinesischen Gay Pärchen eine Reise nach Kalifornien gesponsert, wo sie heiraten konnten und auch gleich noch ihre Flitterwochen anhängen konnten – alles inklusive versteht sich.

Wie Ma Baoli gegenüber dem Wall Street Journal weiter erklärt, haben auch Chinas grossen Modeketten die Schwulen und Lesben als Zielgruppe entdeckt. So werde angenommen, dass rund fünf Prozent der Bevölkerung LGBT ist, doch, was noch viel wichtiger ist, sie geben rund drei bis fünf Mal so viel Geld aus wie der durchschnittliche Chinese – ein lukrativer Markt also. Doch auch die Behörden seien immer offener, führt er weiter aus. Anfangs habe er noch grosse Schwierigkeiten gehabt und musste sich immer wieder verteidigen. Doch seit den Olympischen Spielen im Jahr 2008 ist China darum bemüht, sich auf internationalem Parkett als fortschrittlich zu präsentieren. Seither hätten die staatlichen Gesundheitsorganisationen sogar begonnen mit seiner Webseite und der App Kooperationen einzugehen um auf das Thema Aids aufmerksam zu machen und Prävention zu betreiben.

Angefangen hat Ma Baoli mit der Website Danlan.org – was auf Deutsch so viel heisst wie Hellblau. In diesem Diskussionsforum trat er mit dem Nickname Geng Le auf, und dies vor allem in der Nacht, denn durch den Tag war er als Polizist tätig. Er habe niemandem davon erzählt, es sei sein Geheimnis gewesen – und dies hatte seinen Grund. Noch in den Jahren 2006 und 2007 sei seine Seite immer wieder von der Regierung geschlossen worden. Dann seien die Olympischen Spiele gekommen und alles habe sich verändert. 2012 lancierte er schliesslich Blued als Dating App und nun sei es sogar die chinesische Regierung persönlich, welche auf ihn zukomme um zu wissen, was er noch brauchen könne um Blued noch erfolgreicher zu machen. China hat sich verbessert, meint Ma Baoli, und es wird wohl auch so weitergehen…