FRANKREICH: „Macron ist eine Marionette der reichen Gay Lobby“
Lange galt der offizielle Präsidentschaftskandidat der Republikaner, François Fillon, als aussichtsreichster Gegenpol in einer Stichwahl gegen Marine Le Pen vom rechtsradikalen Front National. Doch nicht zuletzt aufgrund des Skandals rund um die Entlöhnung seiner Ehefrau, hat sich Fillon selber ins Abseits gestellt und massiv an Glaubwürdigkeit und Vertrauen eingebüsst. Zum neuen Favoriten hat sich nun Emmanuel Macron entwickelt. Der ehemalige Wirtschaftsminister unter François Hollande gilt als sozial- und wirtschaftsliberal und gründete seine eigene politische Bewegung unter dem Titel En Marche! Sein Austritt bei den Sozialisten und auch sein Rücktritt als Wirtschaftsminister im vergangenen Jahr wurden ihm von Parteikollegen als Verrat und fehlende Loyalität ausgelegt.
Da Macron mittlerweile auch Fillon bei den Umfragewerten überholt hat, verschärft sich nun auch der Ton im Wahlkampf. Die jüngste Entgleisung kommt von Nicolas Dhuicq, ein Abgeordneter der Nationalversammlung von Fillons Republikanern, welcher gegenüber der russischen und vom Kreml kontrollierten Nachrichtenagentur Sputnik erklärte, dass Macron nur eine Marionette der wohlhabenden Gay Lobby sei. Wenn es um Macrons Privatleben gehe, so werde es jetzt langsam öffentlich bekannt, erklärte Dhuicq, dass Macron der Liebling der Medien sei, welche bekanntermassen nur von wenigen Menschen kontrolliert werden. Einer der Männer, welche ihn unterstützen, sei der Geschäftsmann und langjährige Lebenspartner von Yves Saint Laurent, welcher offen schwul ist und sich für die Schwulenehe eingesetzt habe. Hinter Macron verberge sich eine sehr reiche Gay Lobby, und das sagt schon alles, fährt Dhuicq weiter fort.
Für Sputnik sind solche Aussagen natürlich ein gefundenes Fressen, hat die Agentur doch bereits im vergangenen November 2016 eine wahre Schmutzkampagne gegen Macron gefahren und unteranderem behauptet, dass der Politiker eigentlich schwul sei und ein Doppelleben führe. Der 40-Jährige fühlte sich damals zu einer Gegendarstellung veranlasst, in dem er öffentlich erklärte, dass er sich um nichts mehr kümmere als um sein Familienleben und um seine Ehe. Die Gerüchte seien einfach nur falsch, führte er weiter aus. Die Gerüchte dürfen nicht zuletzt aufgetaucht sein, weil Macron sich immer wieder offen für die Anliegen der Schwulen, Lesben und Transgender ausgesprochen hat.
Emmanuel Macron ist seit 2007 mit Brigitte Troneux verheiratet und gilt als einer der LGBT-freundlichsten Kandidaten im diesjährigen Rennen um die französische Präsidentschaft. Dass Marine Le Pen die erste Runde der Wahlen überstehen dürfte, gilt als ziemlich sicher. Danach wird es zu einer Stichwahl kommen, und derzeit wird Macron als möglicher Gegenspieler genannt. Da der Wahlkampf derzeit aber äusserst erbittert geführt wird, ist noch alles offen. Auch Le Pen ist ins Visier der Medien geraten, da sie einen Kredit von einem dem russischen Kreml nahestehenden Unternehmen erhalten hat.