INDONESIEN: Bürgermeister rügt Schwulenfeindlichkeiten
Die Islamische Verteidigungsfront, kurz FPI, ist bekannt für ihre äusserst konservative Haltung und ihr wenig zimperliches Vorgehen gegen alles, was gegen ihre Ansichten verstösst. Dies ging Ridwan Kamil, dem Bürgermeister der Stadt Bandung, nun aber zu weit, und er warnte die Hardliner der FPI davor, Homosexuelle zu verfolgen. So ordnete er unter anderem an, dass Banner und Plakate entfernt werden müssen, welche Schwule, Lesben und Transgender vertreiben sollen.
Dieser Erlass kam nur kurz nachdem Mitglieder der FPI begannen Häuser von angeblich homosexuellen Personen zu stürmen. Sie hängten an diesen Orten dann jeweils auch Banner und Plakate mit der Aufforderung auf, dass die LGBTs diese Häuser sofort verlassen sollten. Er habe die FPI für ihr Verhalten gerügt, erklärte der Bürgermeister gegenüber Reuters weiter, und diese habe die Taten gestanden.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Islamische Verteidigungsfront zu gesetzeswidrigen Mitteln greift: So haben Mitglieder der Partei auch schon Razzien bei Veranstaltungen rund um Menschenrechte vorgenommen, oder auch einen Übergriff auf ein LGBT-Filmfestival. Auch sonst hat sich das Klima für LGBTs in gewissen Teilen des Landes verschärft. So erklärte etwa auch der Bildungsminister, dass LGBTs von den Universitäten verbannt werden sollten, besonders dann, wenn sie dort ihre eigenen Studien vortragen möchten und sich in Gruppen organisieren.
Indonesien ist jenes Land mit der grössten muslimischen Bevölkerung weltweit. Rund 95 Prozent der insgesamt 207 Millionen Einwohner bekennen sich zum Islam, doch trotzdem werden im Land noch sechs weitere Religionen offiziell anerkannt. Aceh auf Sumatra im äussersten Westen des Landes ist die einzige Provinz in Indonesien, welche die Scharia als Strafgesetz anerkannt und einsetzt. Dies wurde damals so ausgehandelt, um einen langwierigen Krieg um Unabhängigkeit zu beenden. So stehen in Aceh nun auf gleichgeschlechtlichen Sex bis zu 100 Peitschenhiebe.