IRLAND: Premierminister entschuldigt sich für die homophobe Vergangenheit seines Landes
Man könne das Unrecht, dass den LGBTs von damals angetan wurde, nicht löschen, so Leo Varadkar. Was man aber sagen könne, dass man aus deren Leiden gelernt habe. Ihre Geschichten haben uns geholfen, dass wir uns zum Besseren verändern konnten, sie haben uns toleranter, verständisvoller und auch menschlicher gemacht, so der Premierminister weiter. Es habe Männer und Frauen jeden Alters gegeben, welche zu leben, zu lieben und sich selber zu sein versucht haben, obwohl die Gesellschaft sie gefürchtet und verachtet hat, und sie sich ihr ganzes Leben lang wie Fremde in ihrem eigenen Land fühlten.
Mit diesem Worten eröffnete der Taoiseach, wie das Amt des Premierministers in Irland heisst, seine Rede im Dáil, dem irischen Unterhaus. Im Beisein von anderen Politikern wollte Leo Varadkar sich damit im Namen der Regierung bei den Tausenden von LGBTs entschuldigen, welche aufgrund der Gesetzgebung von damals verurteilt wurden. Es sind nämlich erst 25 Jahre her, seit Irland gleichgeschlechtliche Beziehungen legalisierte. Dabei nannte er sie die unbekannten Helden, denn von vielen, welche damals verurteilt wurden, habe man die Namen heute längst vergessen.
In seiner Rede bezog sich der Premierminister auch auf den Fall von Declan Flynn - jener junge Mann, welcher im September 1982 im Fairview Park in Dublin von einer Gruppe von fünf jungen Männern, einer davon gar ein Teenager, zuerst brutal misshandelt und danach gar umgebracht wurde, und dies nur, weil er schwul war. Wenn das Parlament etwas zu einer Straftat erkläre, wie eben Homosexualität, so Varadkar, dann würden dies einige als Einladung sehen, jene zu bestrafen, welche ihrer Ansicht nach dieses Verbrechen begehen. Diese jungen Männer seien in einer Gesellschaft aufgewachsen, in welcher man Homosexualität gefürchtet und verurteilt habe, und so haben sie das Gesetz in die eigenen Hände genommen. Ein Jahr später sei es dann zu riesigen Protesten von LGBTs gekommen, und zwar als das Urteil gegen die Angreifer bekannt wurde. Es entstand eine Bewegung, welche schlussendlich noch im selben Jahr zur ersten Dublin Pride führte, so der Premierminister weiter. Die Menschen wollten einfach nicht mehr länger schweigen.
Die Pride, wie man sie heute kenne, sei ein Festival für Diversity und Inklusivität, doch man dürfe nicht vergessen, dass es nicht so begonnen habe. Und noch heute gebe es weltweit viele Pride-Veranstaltungen, welche vor allem ein Protest sind, fährt Varadkar fort, und wo Protestierende auch attackiert werden. Er habe das Privileg gehabt, im vergangenen Jahr zum Taoiseach gewählt zu werden, etwas, dass noch unvorstellbar gewesen wäre, als er geboren wurde, und unmöglich sogar noch vor wenigen Jahren. Es gebe viele Menschen, welche geholfen haben, die Gedanken und die Gesetze zu verändern, und deren Beitrag soll gewürdigt werden. Und zwar von jenen Menschen, welche für ihn und für alle anderen LGBTs gekämpft haben, lange bevor wir selber dafür gekämpft haben, schliesst Varadkar seine Rede.