ITALIEN: Die Katholische Kirche boykottiert preisgekrönten LGBT-Kinofilm

ITALIEN: Die Katholische Kirche boykottiert preisgekrönten LGBT-Kinofilm
Fünf Jahre nach dem Release sollte der Kinofilm „Weekend“ nun endlich auch in Italien gezeigt werden, doch die katholische Kirche boykottiert den Film, was gerade für den Filmverleiher verheerend ist, sind in Italien doch rund 1100 Kinos im Besitz der Kirche. Das Resultat: “Weekend” ist im ganzen Land nur gerade in zehn unabhängigen Kinos angelaufen. Doch der Umsatz in diesen ist dafür rekordverdächtig...

Bei den diesjährigen Oscars war Charlotte Rampling in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle im Film „45 Years“ nominiert. Durch diesen Erfolg entschied sich der italienische Filmverleiher Teodora Film, dass man nicht nur diesen Film in die Kinos des Landes bringen will, sondern auch „Weekend“, bei welchem ebenfalls Andrew Haigh Regie geführt hat. Dieser von zahlreichen Filmfestivals ausgezeichnete Film mit schwulem Inhalt wurde zwar schon vor fünf Jahren veröffentlicht, wurde bislang aber noch nicht in den italienischen Kinos gezeigt. Teodora Film hat nun aber die Rechnung ohne die katholische Kirche gemacht.

Während der Film von den italienischen Behörden ein 14+-Rating erhalten hat, so entschied sich die Bischofskonferenz des Landes, den Film nicht zu genehmigen. Die Kirche wertete demnach den Drogenkonsum und die Homosexualität höher, als dass der Film einfach als Liebesdrama angesehen wird. Was in anderen Ländern kein Problem ist, ist jedoch für den Filmverleiher in Italien verheerend, gehören der katholischen Kirche dort doch rund 1100 Kinos. Durch den Entscheid der Evaluationskommission der Bischofskonferenz wird der Film nun in all diesen Kinos nicht gezeigt. Lediglich zehn unabhängige Kinos haben sich bereit erklärt, „Weekend“ zu zeigen.

Verärgert zeigte sich Cesare Petrillo, der Präsident von Teodora Film. Ein solcher Film werde normalerweise auch in anderen Kinos gezeigt, doch stattdessen sei es nun nicht mal möglich den Film in die Kinos von grossen Städten wie Florenz, Bergamo oder Padua zu bringen. Der einzige Grund dafür sei, dass die Hauptcharaktere in “Weekend” schwul seien. Für ihn hätte der Film nichts skandalöses, erklärt Petrillo gegenüber der AFP weiter, es sei nur eine Geschichte über Liebe.  Die Entscheidung der katholischen Kirche sei einfach inakzeptabel, denn sie hätten die Zensur gefordert und würden ihre Macht dazu nutzen, was in den Kinos gezeigt werden darf.

Auch wenn der Film nur in zehn Kinos läuft, so erzielt er in diesen dafür einen Rekordumsatz. In Rom spielte der Film alleine am Eröffnungswochenende in einem einzigen Kino 16'700 Schweizer Franken ein - soviel wie kein anderes Kino an diesem Wochenende generieren konnte, nicht mal ein Multiplex. Dieser Rekordumsatz hat nun auch andere Kinos motiviert, und am kommenden Wochenende wird "Weekend" nun bereits auf 21 Leinwänden gezeigt.

Bereits bei The Danish Girl anfangs Jahr hat die Kirche eingegriffen. Der Oscar nominierte Film durfte zwar gezeigt werden, doch es musste eine Warnung ausgestrahlt werden, wonach es um ein komplexes Thema gehe, welches im Kontext zu einer gesellschaftlichen Debatte angesehen werden müsse.