ITALIEN: Ehemalige Villa der Mafia wird LGBT-Flüchtlingsheim

ITALIEN: Ehemalige Villa der Mafia wird LGBT-Flüchtlingsheim
Eine ehemalige Villa der Mafia im Norden von Neapel wurde von den Behörden beschlagnahmt und wird nun neu als Flüchtlingsheim explizit für Schwule, Lesben und Transgender genutzt. Der Bürgermeister der Stadt Castel Volturno hat bereits bestätigt, dass eine LGBT-Organisation den Wettbewerb für die Umnutzung gewonnen und die nötige Genehmigung erhalten habe...

Die dreistöckige Villa in Castel Volturno im Norden von Neapel gehörte ursprünglich der Mafia und wurde von den Behörden während einer Razzia auf der Suche nach dem napolitanischen Mafia-Boss Francesco Rea beschlagnahmt. Darauf hat die Stadt einen Wettbewerb zur Umnutzung des Areals lanciert, welchen nun Arcigay gewonnen hat. Es ist das erste Mal, dass ehemaliger Mafiabesitz einer LGBT-Organisation zur Verfügung gestellt wird. Wie der Bürgermeister weiter erklärte, hoffe er, dass mit dieser Entscheidung eine Botschaft der Akzeptanz in das gesellschaftlich konservative Land geschickt werden könne.

Arcigay hat nun eine Crowdfunding-Aktion gestartet um die nötigen Mittel für einen Umbau zusammenzukriegen. Dass ein solches LGBT-Center in der Region äusserst wichtig ist, zeige schon alleine die Tatsache, dass die nächste solche Institution rund 186 Kilometer weit entfernt in Rom liege, so die Organisation. Es werden acht Räumlichkeiten zum leben und schlafen bereitstehen, sowie ein Jobvermittlungsbüro und ein Ort für kulturelle Anlässe.

Das Center soll jenen Flüchtlingen offen stehen, welche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechteridentität aus ihrer Heimat flüchten mussten. Die Villa, welche einst für die unglaubliche Macht der Mafia stand, werde nun zu einem Ort frei von Diskriminierung, welcher konkret für die Verteidigung der Menschen-, Zivil- und Gesellschaftsrechte ohne jegliche Grenzen stehe, heisst es von Arcigay.

Italiens LGBT-Community lebt in einem für Westeuropa sehr schwierigen Umfeld - nicht zuletzt durch die immer noch sehr starke katholische Kirche. So erklärte erst vor kurzem der Familienminister, dass gleichgeschlechtliche Familien gar nicht existieren. Damit löste er grosse Empörung aus, da er in seinem Amt für alle Familien zuständig wäre. Auch die Erstarkung der rechts-konservativen und rechts-nationalen Kräfte bei den Wahlen macht die Situation alles andere als einfach. Nicht zuletzt aus diesen Gründen gingen bei der Roma Pride am vergangenen Wochenende rund 500‘000 Menschen auf die Strasse um gegen die aktuelle Politik zu demonstrieren...