JAMAIKA: LGBTIs finden neue Wege um gegen Homophobie zu kämpfen

JAMAIKA: LGBTIs finden neue Wege um gegen Homophobie zu kämpfen
Homosexualität an sich ist in Jamaika nicht strafbar, der gleichgeschlechtliche Sex jedoch schon: Dies, neben vielen Vorurteilen, ist ein Nährboden für Homophobie und massive Gewalt gegen die LGBTI-Community. Dadurch gilt Jamaika als eines der gefährlichsten Länder für die Community. In jüngster Zeit versuchen LGBTs aber vermehrt auf ihre Rechte aufmerksam zu machen. Mutig suchen sie dabei auch neue Wege, wie unter anderem mit einer "Painting Party", bei der sie einer lokalen Polizeistation offiziell einen neuen Anstrich verpassen durften.

Schwule, Lesben und Transgender haben einen äusserst schweren Stand in Jamaika. Sie werden offen bedroht, nicht eben selten kommt es gar zu Morden und viele sehen sich gezwungen, ihre Heimat fluchtartig zu verlassen, sollte ihre sexuelle Neigung bekannt werden. Um gegen Vorurteile und gegen Homophobie anzukämpfen, stehen in jüngster Zeit immer mehr LGBTs für ihre Rechte ein, organisieren im versteckten Pride-Veranstaltungen oder versuchen auch neue Wege zu gehen, wie beispielsweise die Montego Bay Pride. Um Liebe über Hass siegen zu lassen, sind die Organisatoren unter Gay-Aktivist Maurice Tomlinson auf die örtliche Polizeistation gegangen um dem Polizeivorsteher einen besonderen Vorschlag zu unterbreiten: Sie schlugen ihm vor, dem Gebäude, welches sichtlich in die Jahre gekommen ist, als ein soziales Projekt einen neuen Anstrich zu verpassen. Nach anfänglicher Skepsis willigte der Polizeivorsteher zur grossen Überraschung von Tomlinson schliesslich ein.

Trotz grosser Hitze verpassten danach 12 Freiwillige der Montego Bay Pride der Freeport Polizeistation mit etwas Farbe ein Facelifting. Anfänglich zeigten sich die Polizeibeamten noch äusserst zurückhaltend, doch mit der Zeit schien die Liebe den Hass tatsächlich zu besiegen, und die Beamten willigten am Ende der Aktion sogar ein, zusammen mit den Freiwilligen und einem grossen Montego Bay Pride-Banner für ein Foto zu posieren. Ein Bild, welches kaum besser für die Akzeptanz gegenüber der LGBT-Community und gegen Homophobie werben könnte. Die Pride-Organisatoren hoffen nun, dass die Polizisten auch an einem Training teilnehmen, welches sie ihnen anbieten, welches die Beamten über die Bedürfnisse und die Anliegen der LGBT-Community aufklären würde. Nötig wäre ein solches Training unbedingt, war es doch gerade der Freeport Polizeiposten, auf welchem Maurice Tomlinson im Jahr 2010 äusserst negative Erfahrungen gemacht hat. Er wurde, seit er seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, immer wieder mit dem Tod bedroht, doch in diesem Jahr hatte eine Drohung eine ganz neue Qualität erreicht und er ging auf eben diesen Polizeiposten um Hilfe zu suchen. Die Polizisten sagten ihm damals, dass sie Gays hassen und dass er krank sei. Sie willigten zwar ein, den Fall zu untersuchen, doch auch nach Wochen passierte nichts. Für Tomlinson wurde es immer gefährlicher, so dass er darauf Jamaika fluchtartig verlassen musste um in Kanada Asyl zu beantragen. Dass es ihm die Polizei nun erlaubt hat, ihrem Polizeiposten einen frischen Anstrich zu verpassen, hat daher gerade für Tomlinson eine enorme Bedeutung, und er sieht es auch ein wenig als ein Versöhnungsangebot…