KASACHSTAN: Die Arbeit der LGBTI+ Aktivist:innen wird immer schwieriger
Homophobie habe es in Kasachstan schon immer gegeben, aber dass man nun beginne, öffentlich die gleichen Rechte zu fordern, das mögen sie nicht, erklärt etwa Qańtar, eine Grafikerin, welche queere Zeichnungen veröffentlicht, gegenüber Global Voices. Mit „sie“ mit Qańtar die Behörden, aber auch konservative Gruppierungen. Eine ihrer Grafiken mit einem sich küssenden, schwulen Paar in traditioneller kasachischer Kleidung wurde selbst von Parlamentsabgeordneten wie Kairat Kudaibergen geteilt mit der Aufforderung, Qańtar zu boykottieren. Man solle es nicht zulassen, dass sie die Ehre und Traditionen der Kasachen mit Füssen trete.
Auch die LGBTI+ Organisation Feminita berichtet von zunehmenden Schwierigkeiten bei ihren täglichen Arbeiten. Seit der Gründung im Jahr 2015 versuchen sie sich als Nichtregierungsorganisation zu registrieren, aber bislang erfolglos. Ihre Anträge wurden jedesmal abgelehnt. Mittlerweile ist es für die Gruppierung auch noch schwerer geworden ihre Treffen zu organisieren, bei welchen sie sich über ihr weiteres Vorgehen in Bezug auf die Rechte für LGBTI+ beraten wollen. Hotels verweigern ihnen plötzlich den Zutritt zu den angemieteten Räumen, und einmal wurden sie danach sogar von konservativen Gruppierungen angegriffen.
In jüngster Zeit wurden die LGBTI+ Aktivist:innen auch schon vermehrt von Protesten begrüsst, als sie sich mit anderen Personen verabredet haben. Dabei waren es nicht etwa die gewalttätigen Demonstranten, welche darauf von der Polizei verhaftet wurden, sondern die Aktivist:innen selber. Zu ihrer eigenen Sicherheit, wie es von den Sicherheitskräften jeweils hiess. Sie wurden dann jeweils per Minivan in ihren Wohnort, die Hauptstadt Almaty gebracht, oder in einen Zug dorthin verfrachtet.
Auffällig ist auch, dass die Behörden und Sicherheitskräfte normalerweise bereits bei kleinsten Anzeichen einer unbewilligten Demonstration eingreifen und die Teilnehmenden verhaften - nicht so aber bei diesen Anti-LGBTI+ Demonstrationen. Diese lässt man jeweils grosszügig gewähren, selbst als sich in der Stadt Aktobe über 100 Personen zu Protesten versammelten, oder auch in der Stadt Karaganda.
Einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: Die Arbeit, sowohl von Feministinnen wie auch von LGBTI+ Aktivist:innen, scheint zu fruchten, denn ihnen schlägt nicht nur Hass und Ablehnung entgegen, sondern mehr und mehr, wenn auch noch zögerlich, erhalten sie auch Unterstützung aus der Bevölkerung. Dies gibt ihnen Mut weiter für ihre Anliegen einzustehen, trotz all den Schwierigkeiten.