KUBA: Ein neuer Verfassungsentwurf könnte die Ehe öffnen
Lange ist es her, seit die Verfassung Kubas das letzte Mal umfassend angepasst wurde, im Jahr 1976, um genau zu sein. Doch sobald sich die Abgeordneten in der Nationalversammlung wieder zusammenfinden, beginnen sie mit dem Prozess um die Verfassung zu überarbeiten und dem 21. Jahrhundert anzupassen. Mariela Castro sieht darin nun eine weitere Chance, damit die Ehe endlich auch in Kuba für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden kann. Die Tochter des ehemaligen Staatspräsidenten Raul und Nichte von Revolutionsführer Fidel Castro hat diese Forderung bereits seit Jahren platziert, jedoch bislang ohne Erfolg.
In der jetzigen Verfassung gebe es einen gewissen Abschnitt an Rechten, bei welchen Schwule, Lesben und Transgender berücksichtigt werden müssen, so Mariela Castro. Die Verfassung müsse dabei nicht zwingend in die Details gehen, doch sie müsse Türen öffnen, damit man entsprechende Anpassungen bei den Gesetzen vornehmen könne. Dabei zeigt sich Castro selbstsicher, dass die Bevölkerung Kubas auch die Rechte der LGBTs unterstützen werde. Zuvor beherrschten viele Vorurteile die Diskussionen, doch vor elf Jahren habe man begonnen, Seminare über Homo- und Transphobie durchzuführen. Dies habe geholfen, den Weg für einen Dialog mit der Bevölkerung zu ebnen, erklärt die Politikerin weiter. Es gebe Leute, die fühlen sich gestört, wenn sich LGBTs herausputzen oder extravagant anziehen um zu feiern, und andere wiederum feiern einfach mit. Sie möchte kein Unbehagen schaffen, sondern vielmehr das Interesse an einem Dialog fördern, so Castro weiter.
Bereits im Mai hat Mariela Castro bekanntgegeben, dass ihre Organisation, das National Center for Sexual Education (CENESEX), einen entsprechenden Vorstoss lancieren werde, um Marriage Equality und andere Rechte für LGBTs in die Nationalversammlung einzubringen. Ihr Vater, der kürzlich zurückgetretene Staatspräsident Raul Castro, unterstützt seine Tochter mit ihrem Vorhaben. Er wird es zudem auch sein, der die neue Verfassung Kubas schreiben wird, damit sie dann auf politischer Ebene behandelt werden kann.
Kubas Umgang mit Homosexualität ist sehr gespalten. Nachdem Fidel Castro im Jahr 1959 die Macht nach der Revolution an sich riss, steckte er rund 25000 schwule Männer ins Arbeitslager, da sie sich für Militär nicht eignen würden. 2010, rund sechs Jahre vor seinem Tod, entschuldigte er sich für seine damaligen Anweisungen. Es ist vor allem der Verdienst von Mariela Castro und CENESEX, dass sich Kuba in Bezug auf die Rechte für LGBTs etwas geöffnet hat.