MALAYSIA: Vize-Premierministerin fordert Toleranz gegenüber LGBTs, aber...
Homosexualität ist ein heisses Eisen in Malaysia. Seit der Kolonialzeit durch England strafbar gemacht, eignet sich das Thema heute bestens um Stimmung zu machen und um Aufmerksamkeit zu erregen - natürlich auf Kosten der LGBT-Community. Auch die aktuelle Vize-Präsidentin Wan Azizah Wan Ismail, die erste Frau in diesem Amt in der Geschichte des Landes, war davon indirekt betroffen, wurde doch ihr Ehemann, der ehemalige Oppositionspolitiker Anwar Ibrahim, von der damaligen Regierung beschuldigt, homosexuell zu sein und deshalb ins Gefängnis gesteckt. Überprüfen lässt sich ein solcher Vorwurf schlecht, und damit eignet er sich bestens um einen politischen Gegner auszuschalten, da auf Homosexualität in Malaysia Haftstrafen stehen.
Gerade auch in jüngster Zeit sind die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender arg unter Druck geraten. Zwei lesbische Frauen wurden zu je sechs Peitschenhieben verurteilt, weil sie angeblich Sex gehabt haben sollen, eine Kunstausstellung wurde zensuriert und die Polizei führte vor wenigen Tagen eine Razzia in einer Gay Bar in der Hauptstadt Kuala Lumpur durch. In diesen für die LGBTs schwierigen Zeiten überrascht nun die Vize-Premierministerin Wan Azizah Wan Ismail mit ihrer Aussage zum Thema Homosexualität: Die LGBT-Community solle toleriert werden, so lange sie ihre Praktiken hinter verschlossenen Türen auslebe. Schwule, Lesben und Transgender sollten ihren Lebensstil nicht in der Öffentlichkeit verherrlichen, doch sie haben das Recht, was immer sie machen wollen, im Privaten auszuleben.
In Malaysia haben LGBTs einen schweren Stand: Nur gerade 9 Prozent der Bevölkerung finden, dass sie gesellschaftlich anerkannt werden sollen. Dem stehen 86 Prozent gegenüber, welche dies inakzeptabel finden. Politisch könnte sich die Situation aber langsam entspannen, da seit diesem Frühling mit der Pakatan Harapan eine Partei am Ruder ist, welche als eher offen und tolerant gilt, im Gegensatz zu den Vorgängern und immer im Rahmen dessen, was innerhalb des Islams überhaupt möglich ist.