MAURITIUS: Vier Männer versuchen Anti-Gay-Gesetz via Gericht anzufechten
Schwule und bisexuelle Männer erleben viel physische und verbale Gewalt in der Gesellschaft, erklärt Najeeb Ahmad Fokeerbux, Gründer der Young Queer Alliance, einer LGBTI+ Organisation auf Mauritius. Dies zeige sich auf der Strasse, im Bildungswesen, dort vor allem in den Schulen, oder sogar, wenn man mit dem Bus unterwegs sei. Leute können dich einfach so beschimpfen oder gar attackieren, so Fokeerbux. Aus diesem Grund haben er und drei weitere Männer eine Beschwerde beim Obersten Gericht eingereicht, um gegen das aus der Kolonialzeit stammende Verbot von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten vorzugehen.
Sie argumentieren damit, dass durch die Kriminalisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten Homophobie und die Gewalt gegen LGBTI+ befeuert werde. Es ermutige zudem zu einer Anti-LGBTI+ Haltung, zu Vorurteilen und zu Stigmatisierungen. Aus diesem Grund wollen sie erreichen, dass dieses Verbot aus dem Strafgesetz gestrichen wird. Obwohl die sogenannte Section 250 nur selten tatsächlich zur Anwendung kommt, stehen bis zu fünf Jahre Haft auf gleichgeschlechtlichen Sex.
Fokeerbux und seine drei Mitkläger haben ihre Beschwerde beim Supreme Court der Insel eingereicht. Sie argumentieren weiter damit, dass ihre durch die Verfassung geschützten Rechte und Freiheiten durch diese Section verletzt werde. Zudem verstosse es gegen das Gleichstellungsgesetz, welches auch Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Orientierung verbiete. Die nächste Anhörung vor Gericht ist für den 14. Oktober geplant. Es könne bis zu zwei Jahre dauern, bis eine endgültige Entscheidung falle, so Fokeerbux, doch er und seine Mitstreiter seien auf einen langen Kampf vorbereitet.
Mauritius liegt im indischen Ozean und zählt knapp 1.3 Millionen Einwohner. Hinzu kommen pro Jahr etwas mehr als 1.4 Millionen Touristen. Im vergangenen Jahr wurde ein geplanter Pride-Anlass durch die Behören abgesagt, wegen Sicherheitsbedenken und möglicher, gewaltsamer Gegenproteste. Im Vorfeld ist es nämlich gar zu Morddrohungen gekommen. Fokeerbux sieht die Abschaffung der Section 250 denn auch als Chance für das Land und die Wirtschaft: Mauritius könne sich dann als tolerantes und offenes Land präsentieren, was die Wirtschaft stärken würde...