POLEN: Drei LGBTI+ Aktivistinnen freigesprochen

POLEN: Drei LGBTI+ Aktivistinnen freigesprochen
Weil sie ein Bildnis der schwarzen Madonna von Tschenstochau mit einem regenbogenfarbenen Heiligenschein zeigten, wurden drei queere Aktivistinnen vor Gericht gezerrt. Ihnen drohten bis zu zwei Jahre Haft. Nun hat der Richter sein Urteil gefällt und überrascht mit seiner Begründung, insbesondere wenn man das gegenwärtige LGBTI+ feindliche Klima im Land betrachtet...

Die rechtsnationale Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS schäumte vor Wut, ebenso die Kirche des Landes. Auslöser dazu war ein Bild der schwarzen Madonna von Tschenstochau, welche mit einer Regenbogenfahne, quasi als Heiligenschein, gezeigt wurde. Die schwarze Madonna von Tschenstochau gilt als eine der wichtigsten Ikonen des Landes. Die Aktivist*innen fertigten dieses Bild für eine Protestaktion im Jahr 2019 um gegen die zunehmende LGBTI+ Feindlichkeit innerhalb der katholischen Kirche, und die damit verbundenen engen Kontakte zur PiS Partei zu demonstrieren.

Den drei Frauen drohten wegen diesem Bild nun bis zu zwei Jahre Haft und deshalb mussten sie sich nun vor Gericht verantworten. Das Urteil des Richters wurde nun gefällt, und es überrascht. Die LGBTI+ Aktivistinnen wurden freigesprochen, da es keine Anhaltspunkte für ein Vergehen gebe. In seiner Urteilsbegründung unterstreicht der Richter, dass die Aktion der Aktivistinnen durchaus provokant gewesen sei, aber sie verfolgten das Ziel auf eine homophobe und schädliche Deko in der Kirche von Płock hinzuweisen. Sie haben es gemacht, um zu zeigen, dass solche Taten nicht akzeptiert werden dürfen, heisst es in der Begründung weiter.

Es sei zudem nicht die Absicht der Aktivistinnen gewesen, die religiösen Gefühle von jemandem oder das Image der Mutter Gottes zu verletzen, so der Richter weiter. Ihre Tat habe einzig zum Ziel gehabt, jene Menschen zu schützen, welche diskriminiert würden. Im Bild gebe es keine sexuellen Darstellungen, und nur solche Aktivitäten würden von der Kirche als Sünde angesehen. Weiter führte der Richter aus, dass auch LGBTI+ ihren Platz in der Kirche haben, und er zitierte zudem Briefe von Katholiken, welche sich durch das Bild mit dem regenbogenfarbenen Heiligenschein ebenfalls nicht gestört fühlen.

Das Urteil ist deshalb überaus erfreulich und überraschend, da die Polizei und Behörden äusserst hart gegen die drei Frauen vorgingen. So erklärte eine der Aktivistinnen, Elżbieta Podlesna, dass die Polizei bei ihr eine Hausdurchsuchung durchgeführt und sie während mehreren Stunden festgehalten und verhört habe. Sie sei noch immer verblüfft über die Reaktionen auf dieses Bild. Das Vorgehen der Behörden hat innerhalb Polens, aber auch in anderen Ländern für massive Kritik gesorgt und insgesamt über 160‘000 Personen haben eine Online-Petition unterzeichnet, mit welcher ein Freispruch der drei Frauen gefordert wurde.