RUSSLAND: Erfreuliches Gerichtsurteil - Transfrau zu entlassen war illegal
In der ehemaligen Sowjetunion war es Frauen verboten, gewisse Berufe auszuüben, und dies hielt man selbst im heutigen Russland noch aufrecht. Erst im Jahr 2000 hat die Regierung noch Richtlinien erlassen, welche Frauen von 456 Berufen fern hält. Diese Liste wurde zwar inzwischen etwas gekürzt, doch viele dieser Verbote gelten noch heute, trotz Kritik etwa durch die Vereinten Nationen. Genau dies wurde einer Transfrau zum Verhängnis, doch ihr Kampf vor Gericht begann schon viel früher.
Bereits im Jahr 2015 wollte Anna, wie sie von den Medien genannt wird, ihr Geschlecht in den offiziellen Dokumenten anpassen - was ihr jedoch verwehrt wurde. Darauf zog sie vor Gericht und begann für dieses Recht zu kämpfen. Es dauerte bis 2017, bis der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte schliesslich zu ihren Gunsten entschied und sie neue Papiere erhielt. Doch mit diesem Schritt begannen sogleich neue Probleme.
Fortan als Frau anerkannt, durfte sie nicht mehr in ihrem Beruf in der Qualitätskontrolle eines Unternehmens arbeiten, da dieser zum „Schutz der Frauen“ nur für Männer zugelassen war. Dadurch erhielt sie von ihrem damaligen Arbeitgeber die Kündigung. Als sie dagegen vor Gericht zog, beurteilten die Richter die Kündigung als rechtens worauf Anna das Urteil weiterzog. Trotz der Hilfe der LGBTI+ Organisation Vyhod unterlag sie auch in der Berufung. Doch im Dezember 2018 schwenkte das Gericht plötzlich um und erklärte, dass sie ein Wiederaufnahmeverfahren beantragen könne, wodurch die Richter den Fall erneut beurteilen.
Diesmal hat sie nun vor Gericht gewonnen und somit darf sie ihren Beruf weiter ausüben. Die Richter sprachen ihr dabei 10‘000 Rubel, rund 136 Schweizer Franken, an Schadenersatz für den psychischen Stress zu, sowie 1.85 Millionen Rubel, rund 25‘100 Schweizer Franken, als Entschädigung für Lohnausfälle nach ihrer Kündigung. Vyhod begrüsste das Urteil und erklärte, dass jede Frau das Recht habe jenen Beruf auszuüben, welchen sie gerne möchte. Das Vorenthalten von gewissen Berufen sei ein Ausdruck von Diskriminierung.