RUSSLAND: Gericht unterstützt Transgender in überraschendem Urteil

RUSSLAND: Gericht unterstützt Transgender in überraschendem Urteil
Während Jahren bei einer Druckerei angestellt, wurde eine Transfrau auf die Strasse gestellt, als sie ihre Transition begann. In einem überraschenden Urteil hat ein Gericht in St. Petersburg die Kündigung nun als nicht gerechtfertigt bezeichnet und der Firma aufgetragen, der Frau ihre Arbeitsstelle zurückzugeben...

Seit dem Jahr 2000 gibt es in Russland das Gesetz, welches Frauen von gewissen Berufen fern hält, dies betrifft 35 Industriezweige mit insgesamt 450 verschiedenen Berufen, welche als zu anstrengend und gefährlich für Frauen angesehen werden. Die Vereinten Nationen haben dieses Gesetz bereits 2016 als Verletzung der Frauenrechte verurteilt. Es wurde damals aber von Putin eingeführt um dem massiven Geburtenrückgang in der Nach-Sowjetzeit entgegen zu wirken. Wegen genau diesem Gesetz wurde im Jahr 2017 auch Anna Grigoryeva von ihrem Arbeitgeber, einer Druckerei, entlassen. Zuvor hatte sie dort während zehn Jahren als Mann gearbeitet, dann aber ihre Transition begonnen und sich 2017 als Frau bei den Behörden registrieren lassen.

Ganze zwei Jahre musste Anna Grigoryeva nun vor Gericht kämpfen, um Recht zu erhalten. Ein Bezirksgericht in St. Petersburg erklärte die Kündigung für nicht gerechtfertigt und verurteilte die Firma dazu, die Frau wieder einzustellen, und ihr sowohl eine Genugtuung von 10‘000 Rubbel, rund 155 Schweizer Franken, zu bezahlen, sowie die ausstehenden Löhne in der Höhe von 1.8 Millionen Rubbel, rund 27‘880 Franken.

Der Anwalt von Anna Grigoryeva, Maksim Olenichev, zeigte sich erfreut über das Urteil und bezeichnete es als wichtigen Präzedenzfall. Es sei das erste Mal, dass eine Transperson es geschafft hat, ihre Rechte in Bezug auf ihre Arbeit durchzusetzen.

Auch die LGBTI+ Organisation Vykhod (übersetzt: Coming Out) meldete sich zu Wort. Das Urteil zu Gunsten von Anna Grigoryeva werde sicherlich dabei helfen, dass Transpersonen gesellschaftlich besser anerkannt werden, dass sie ihre Rechte verteidigen und gegen die Diskriminierung am Arbeitsplatz vorgehen können.