RUSSLAND: Pride erst genehmigt, dann doch abgesagt
Seit Jahren, und insbesondere seit dem das Anti-Gay-Propagandagesetz durch Vladimir Putin landesweit eingeführt wurde, gab es in Russland keine Pride mehr. Sämtliche Bewilligungen, welche von Veranstaltern in unzähligen Städten im ganzen Land eingereicht wurden, sind jeweils durch die Behörden abgelehnt worden. Doch die LGBT-Organisatoren, welche das Recht nicht zuletzt durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte auf ihrer Seite wissen, geben nicht auf und reichen weiterhin Gesuche ein, so auch in der Stadt Novoulyanovsk an der Wolga.
Das Gesuch wurde von der Bürgermeisterin der Stadt, Svetlana Kosarinova, sogar gut geheissen und eigentlich hätte am 26. August die erste Pride Russlands seit Jahren über die Bühne gehen sollen. Doch leider bekam Gennady Denikayev, der Stadtdirektor von Novoulyanovsk, Wind vom Anlass und Schritt ein. Die Bewilligung sei ungültig, erklärte Denkkayev, da weder er noch der Stadtrat angefragt wurden. Er habe nun entschieden, dass es in diesem Dorf keine Gay Parade geben werde, da man die traditionellen Familienwerte verteidige, und auch Kinder vor der Propaganda von nicht-traditionellen, sexuellen Beziehungen schützen wolle.
Svetlana Kosarinova wurde von Gay-Aktivist Nikolai Alekseyev trotzdem als mutigster Mensch Russlands gefeiert, da sie die Pride bewilligt hat, obwohl sie um das Anti-Gay-Propagandagesetz wusste. Er bedanke sich bei ihr und sie sei eine wahre, liberale Demokratin und einfach die Grösste. Dass Alekseyev so voll des Lobes für die Bürgermeisterin der Stadt ist, hat seine Gründe, schrieb sie doch in ihrem Bestätigungsschreiben sehr unterstützend für den Anlass. Wenn sie die negative Haltung der Bevölkerung gegenüber solchen Anlässen in Betracht ziehe, und auch um Konflikte und die Verletzung von russischem Recht zu verhindern, so Svetlana Kosarinova, biete sie den Veranstaltern an, die Pride in der Yablonevy-Siedlung abzuhalten. Dies ist ein Dorf etwas ausserhalb der Stadt mit nur sieben Einwohnern. Dieses Angebot wurde von Nikolai Alekseyev gerne angenommen, denn bislang zeigte sich keine Stadt so kooperativ wie eben diese.
Trotz der Zusage sind die Behörden der Stadt danach eingeschritten und haben die Pride doch noch verboten - weil sie eben gegen das besagte Anti-Gay-Propagandagesetz verstosse. Doch eine Heldin bleibt: Svetlana Kosarinova! Sie zeigte Mut und war Willens die LGBT-Community zu unterstützen, obwohl sie wusste, dass sie gegen Windmühlen anzukämpfen hat...