RUSSLAND/ TSCHETSCHENIEN: Organisation evakuiert Dutzende von schwulen Männer aus Tschetschenien
Man habe eine Helpline aufgebaut, um schwulen Männern in Tschetschenien helfen zu können, erklärte eine Sprecherin des russischen LGBT Network. Sie möchte allerdings anonym bleiben, da sie sich aufgrund ihrer Arbeit auch um die eigene Sicherheit fürchtet. Auf diese Weise sei es ihnen bereits gelungen, 40 Männern zur Flucht in andere Regionen Russlands zu verhelfen. Wie weit die Homophobie in Tschetschenien geht, beschreibt die Sprecherin mit äusserst drastischen Schilderungen. Die meisten dieser Homosexuellen, welche sie evakuieren konnten, leben in Russland in Lebensgefahr. Die Männer würden von ihren Verwandten förmlich gejagt, führt die Sprecherin weiter aus, denn sie betrachten Homosexualität in ihrer Familie als einen Schandfleck, und sie glauben, dass sie diesen nur los werden, wenn sie die Person umbringen. Dass dies keinesfalls übertrieben ist, zeigte sich anfangs Woche, als bekannt wurde, das ein schwuler Teenager von seinem eigenen Onkel von einem Balkon geworfen und damit umgebracht wurde.
Die Männer, welche sie über die Helpline kontaktiert haben, seien extremst verängstigt gewesen, erklärt die Sprecherin weiter. Sie seien nicht mal sicher gewesen, ob sie ihr überhaupt vertrauen können, oder ob die Mitarbeiter der Helpline nicht doch auch zum Regime gehören, welche sie verfolgen. Weiter erhebt sie auch schwere Vorwürfe an die russische Regierung: Die Männer in Tschetschenien, wie auch das LGBT Network erhalte keinerlei Hilfe bei der Evakuierung und man ignoriere das Problem komplett. Sie fordere nun eine vollständige Aufklärung der homophoben und gewalttätigen Vorgänge in Tschetschenien, fügt die Sprecherin hinzu. Der international Druck sei enorm und das Augenmerk der Weltöffentlichkeit liege auf Tschetschenien. Die russische Regierung sei bereits oft zu den Vorfällen kontaktiert worden, und sie würden nun nicht mehr länger schweigen können.
Vladimir Putin hat die Verfolgung von schwulen Männern in Tschetschenien erst dementiert, nach dem öffentlichen Druck, nicht zuletzt auch durch andere Regierungschefs wie etwa Angela Merkel, hat er schliesslich eingewilligt, eine Untersuchung einzuleiten. Die Sprecherin des LGBT Network wiederum lässt aber dennoch kein gutes Haar an der russischen Regierung: Sie bezeichnete sie als Monster, weil sie nicht einmal etwas unternehmen, wenn russische Bürger im eigenen Land umgebracht und gekidnappt werden.