SCHWEIZ: Die Aids-Hilfe Schweiz informiert zum Thema Coronavirus und HIV
Dass es ein höheres Coronavirus-Infektionsrisiko oder ein unterschiedlicher Krankheitsverlauf bei Menschen mit HIV gibt, dafür gibt es derzeit keine Evidenz. Laut den aktuellen Daten sind es Alter, männliches Geschlecht und gewisse chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, welche zu den Risikofaktoren zählen, die zu einem schweren Krankheitsverlauf führen können. Obwohl Menschen mit HIV unter erfolgreicher Therapie (CD4-Zahl über 200 und unterdrückte Virenlast) also grundsätzlich kein erhöhtes Risiko haben, ernsthaft am Coronavirus zu erkranken, sind viele der erwähnten Risikofaktoren bei Menschen mit HIV häufiger. Etwa die Hälfte der Menschen mit HIV in Europa sind über 50 Jahre alt und leiden häufiger an Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. HIV+ Menschen, welche keine HIV-Therapie begonnen haben, oder welche einen CD4-Wert von unter 200 haben, haben zudem vermutlich auch ein erhöhtes Risiko für einen erschwerten Krankheitsverlauf, sollten sie sich mit dem Coronavirus infizieren. Um die bestehenden Risiken zu minimieren und auch im Umgang mit den Symptomen empfiehlt die Aids-Hilfe Schweiz, dass die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit BAG befolgt werden: Link
Erste Hoffnungen, wonach ein Einsatz von gewissen HIV-Medikamenten zur Bekämpfung des Coronavirus eingesetzt werden können, haben leider bislang nicht den gewünschten, positiven Effekt im Vergleich zu den Standard-Behandlungen gezeigt. Dies nach einem ersten randomisierten, klinischen Versuch mit Lopinavir/Ritonavir (Kaletra) an 199 hospitalisierten Erwachsenen mit einer schweren Coronavirus-Erkrankung. Für den Einsatz von anderen antiretroviralen Wirkstoffen, Protease-Inhibitoren eingeschlossen, gibt es im Moment keine Evidenzen. Darunavir zum Beispiel bindet sich laut Strukturanalysen nicht an die Coronavirus-Protease. Aus diesem Grund gibt es derzeit keine Anhaltspunkte, welche es rechtfertigen würde, HIV-Patienten auf andere, antiretrovirale Therapien umzustellen. Auch gibt es keine Evidenz, wonach PrEP eine Wirksamkeit gegen das Coronavirus zeigt. PrEP sollte also weiterhin wie verschrieben zur Verhinderung einer HIV-Infektion eingesetzt werden.