SCHWEIZ: Die Endergebnisse - Danke Schweiz!
Es ist ein deutliches Zeichen, welches die Bevölkerung an diesem Sonntag für eine vielfältige Schweiz gesetzt hat. 63.1 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung sprach sich nämlich für die Erweiterung der Rassismusstrafnorm um die sexuelle Orientierung aus, und damit für den Schutz vor Hass von Lesben, Schwulen und Bisexuellen. Die grösste Zustimmung für die Vorlage gab es im Kanton Waadt mit enormen 80.2 Prozent, und die tiefste im Kanton Appenzell Innerrhoden mit nur 45.9 Prozent.
Dass die Deutschschweizer Kantone gesellschaftspolitisch eher konservativ abstimmen, zeigte sich auch an diesem Sonntag wieder deutlich. So liegen alle Kantone, welche die Erweiterung der Rassismusstrafnorm ablehnten in der Deutschschweiz. In der Romandie lag die Zustimmung denn auch meist überdeutlich über dem Schweizer Durchschnitt von 63.1 Prozent. So stimmte etwa der Kanton Waadt dem Schutz gegen Hass mit 80.2 Prozent zu, der Jura mit 73.8, der Kanton Neuenburg mit 73.7, der Kanton Fribourg mit 68.4 und sogar das Wallis mit 62.7 Prozent. Erfreulich ist zudem der hohe Ja-Stimmenanteil von 66.8 Prozent im Kanton Tessin.
Die Resultate in der Deutschschweiz fielen dabei weit knapper aus. Drei Kantone lehnten die Vorlage sogar ab, nämlich der Kanton Uri mit nur 48.9 Prozent Ja-Stimmen, ebenso wie der Kanton Schwyz mit 48.3 Prozent und Appenzell-Innerrhoden mit 45.9 Prozent. Einzig die beiden Basler Halbkantone, sowie der Kanton Zürich brachten in der Deutschschweiz einen Ja-Stimmenanteil von über 60 Prozent hin, nämlich Basel-Stadt mit 71.9, Zürich mit 63.5 und Basel-Landschaft mit 60.5 Prozent.
Am Tiefsten liegt die Zustimmung wohl in der Gemeinde Oberlangenberg im Kanton Bern mit einem Ja-Stimmenanteil von nur gerade 20.7 Prozent. Am Höchsten hingegen dürfte die Zahl der Befürworter in Lausanne sein mit 86.4 Prozent.
Die LGBTI+ Community, deren Dachverbände, sowie Organisationen wie Operation Libero feiern das Resultat und bedanken sich bei der Schweizer Stimmbevölkerung. Sie haben nun bereits ihr nächstes Ziel vor Augen - die Ehe für alle.
Etwas "verwirrend" sind die Aussagen der Verlierer des heutigen Tages etwa gegenüber 20min: So spricht die Junge SVP von einer LGBT-Lobby mit richtig viel Geld, welche toporganisiert sei, und der es gelungen sei, den zusätzlichen Schutz für Homo- und Bisexuelle zu inszenieren, und von den tatsächlichen negativen Folgen des Gesetzes abzulenken. Dass ausgerechnet die SVP - auch wenn es die Junge SVP ist - über enorme finanzielle Ressourcen spricht, wirft doch einige Fragezeichen auf, wenn man an frührere Wahl- und Abstimmungskämpfe der eigenen Partei denkt.
Auch die EDU zeigt sich enttäuscht und hat bereits ihr nächstes Ziel erklärt: Man wolle aktiv gegen die Ehe für alle, sowie das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare kämpfen. Man werde die christlichen Werte weiterhin verteidigen.
Vor rund 15 Jahren sprachen sich 58 Prozent für ein Partnerschaftsgesetz für LGBTI+ Paare aus, und heute sind es 63,1 Prozent, welche für den Schutz vor Hass stimmten. Bald stehen Abstimmung an, zuerst im Parlament, bei welchen es um die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren geht, so etwa um die Ehe für alle, das Adoptionsrecht oder um den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin...