SCHWEIZ: Queere Dachverbände sind bestürzt über Vorkommnisse bei Sozialwerk.LGBT+

SCHWEIZ: Queere Dachverbände sind bestürzt über Vorkommnisse bei Sozialwerk.LGBT+
Beim Ostschweizer Sozialwerk.LGBT+ ist es bei der Betreuung von queeren Jugendlichen offenbar zu Machtmissbrauch durch zwei Hauptverantwortliche gekommen, wie der Zürcher Tages-Anzeiger berichtet, welcher bis hin zu sexuellen Kontakten führte. In einer Medienmitteilung zeigen sich die queeren Dachverbände Pink Cross, LOS und TGNS bestürzt über die Ereignisse.

Wie am Montag veröffentlichte Recherchen des Zürcher Tages-Anzeigers bekannt machen, ist es offenbar beim Ostschweizer Sozialwerk.LGBT+ zu Machtmissbrauch gekommen, der bis hin zu sexuellen Kontakten und Beziehungen zwischen Betreuern und queeren Jugendlichen führte. Ob es dabei auch zu strafrechtlich relevanten Vorfällen kam, wird derzeit abgeklärt, zudem gilt nach wie vor noch die Unschuldsvermutung.

Die queeren Dachverbände der Schweiz, Pink Cross, LOS und TGNS, zeigen sich in einer Pressemitteilung bestürzt über die Vorkommnisse bei Sozialwerk.LGBT+ und sie haben mit sofortiger Wirkung die Mitgliedschaft des Vereins sistiert. Ihnen ist bislang ein Teil der Ereignisse bekannt, welche im Bericht des Tages-Anzeigers beschrieben werden, und sie fordern vom Verein eine lückenlose Aufklärung und Aufarbeitung dieser Vorkommnisse.

Jugendliche, welche sich ihrer sexuellen Orientierung nicht sicher sind oder noch nicht den Mut gefunden haben, sich zu outen, sind besonders vulnerabel, erklärt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Dachverbände. Es schockiere ihn, wie schamlos die beiden Verantwortlichen des Sozialwerk.LGBT+ diese Situation ausgenutzt haben. Die Beratung und Unterstützung von queeren Jugendlichen benötigt besondere Empathie und Professionalität, und hier habe offensichtlich beides gefehlt, so Heggli weiter.

Ein solcher Machtmissbrauch müsse weitreichende Konsequenzen haben, fordert auch Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS). Sandro Niederer, Geschäftsleiter von TGNS, befürchtet zudem, dass die negativen Effekte nicht nur in der Community, sondern auch für alle queeren Organisationen und Aktivist:innen spürbar sein werden.

Der Verein Sozialwerk.LGBT+ existiert seit rund vier Jahren in der Ostschweiz und bietet in eigenen Räumlichkeiten Treffs für Jugendliche in Buchs SG und in Chur an. Derzeit fallen sämliche Angebote aufgrund von personellen Engpässen aus, wie der Verein auf seiner Webseite schreibt. Finanziert werden die diversen Angebote für queere Jugendliche und Erwachsene durch verschiedene Stiftungen, Firmen und öffentliche Stellen. Wie die queeren Dachverbände in ihrer Mitteilung schreiben, erwarten sie, dass all jene, welche mit Sozialwerk.LGBT+ zusammenarbeiten, ihre Verantwortung wahrnehmen und ihre Kooperationen prüfen.

Es sei wichtig, dass Organisationen und Geldgeber:innen, welche Projekte mit marginalisierten und vulnerablen Personengruppen unterstützen, gewisse Standards einhalten. Die Dachverbände wollen dazu einen Leitfaden erarbeiten, um dies genauer zu definieren. Wichtig ist weiter, dass LGBTI+ Projekte nicht unter einen Generalverdacht gestellt werden.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer