SINGAPUR: LGBT-Festival setzt sich gegen Einschränkungen der Regierung durch
Es waren die christlich-fundamentalen Organisationen in Singapur, welche Stimmung gegen das Pink Dot gemacht haben. Sie riefen auch die Regierung auf den Plan, als immer mehr ausländische Firmen begannen, das LGBT-Festival finanziell zu unterstützen, darunter Firmen wie Google, Facebook, Twitter und auch zahlreiche renommierte Banken. Die Regierung sah sich darauf gezwungen, ein Machtwort zu sprechen und darauf hinzuweisen, dass diese finanziellen Beteiligungen eigentlich verboten und nur mit Bewilligung durch das Innenministerium zulässig sind.
Der Grund dafür liegt an der besonderen Situation in Singapur. Das Festival findet nämlich im Speaker's Corner statt. Dieser Ort ist der einzige in Singapur, welcher für Demonstrationen und Anlässe wie das Pink Dot reserviert werden kann. Dieser Platz steht jedoch nur den Bewohnern von Singapur offen, so dürfen laut den Richtlinien des Speaker's Corner auch keine Ausländer am Anlass teilnehmen – theoretisch. Ebenso ist es ausländischen Firmen verboten, sich finanziell an solchen Events zu beteiligen – offenbar selbst wenn es lokale Ableger von international tätigen Firmen sind.
Die christlichen Organisationen wollten nun den enormen Erfolg des Pink Dot unterbinden, welches von Jahr zu Jahr enormen Zulauf und auch mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten hat. Doch sie haben dabei offenbar ihre Rechnung nicht mit dem lokalen Gewerbe gemacht. Diese sind nämlich in die Bresche gesprungen und haben Tausende von Singapur Dollar gespendet um die Durchführung des Pink Dot 2017 am 1. Juli zu gewährleisten. Mit den bislang rund 50 Geschäften, welche ihre Zusage gemacht haben, konnten die Veranstalter bereits 70 Prozent jener Beiträge decken, welche das Pink Dot im vergangenen Jahr erhalten hat.
Die ausländischen Firmen dürfen theoretisch zwar weiterhin Geld für das Pink Dot spenden, doch dieses muss von der Regierung abgesegnet werden. Da es sich nach deren Ansicht bei Homosexualität aber um ein kontroverses Thema handelt, ist es gut möglich, dass die Regierung solche Anträge ablehnen würde. Zudem würde man diese Zahlungen als Einmischung in innere Angelegenheiten betrachten.
Singapur zeigt sich bezüglich dem Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe gespalten. Auf der einen Seite möchte sich das Land einen modernen und offenen Touch geben, doch auf der anderen Seite ist man noch stark an Traditionen gebunden. Dies zeigt beispielweise auch die Tatsache, dass der gleichgeschlechtliche Sex nach wie vor verboten ist und mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden kann. Die Regierung hat zwar erklärt, dass dieses Gesetz offiziell nicht mehr angewandt werde, doch abschaffen kam trotzdem noch nicht in Frage. Wohl nicht zuletzt durch den enormen Druck, den christliche Organisationen diesbezüglich auf den Staat ausüben.