Stiefkindadption: Ein wichtiger Schritt vorwärts

Stiefkindadption: Ein wichtiger Schritt vorwärts
Das Referendum gegen die Stiefkindadoption durch Homosexuelle ist gemäss eigenen Angaben des Referendumskomitees gescheitert. Was aber, hatten die Gegner für Argumente? Ein gay.ch-Interview ist diesen Fragen nachgegangen.

Die Referendumsfrist läuft zwar noch bis am Donnerstag, die nötigen 50'000 Unterschriften können bis dahin laut dem Referendumskomitee aber nicht mehr gesammelt werden. Damit dürfen homosexuelle Menschen in der Schweiz Kinder des Partners in Zukunft adoptieren. Wie das Referendumskomitee heute gegenüber SRF eingeräumt hat, konnten die nötigen Unterschriften nicht gesammelt werden. Für Michel Rudin, Co-Präsident Pink Cross, ein wichtiger Schritt vorwärts: „Die Kinder in Regenbogenfamilien waren bisher rechtlich ungenügend geschützt. Diesem Umstand wird mit der Stiefkindadoption, die nun möglich wird, endlich Rechnung getragen.“

Am 17. Juni haben die Eidgenössischen Räte beschlossen, die Stiefkindadoption durch gleichgeschlechtliche Paare zuzulassen. Die Arbeitsgruppe „Jugend und Familie“ schreibt auf ihrer Homepage: „Wir können solches nicht gutheissen. Jedes Kind hat ein natürliches Recht auf einen Vater und eine Mutter. Gemeinsam mit anderen Organisationen haben wir deshalb das Referendum gegen das neue Gesetz ergriffen.

Die Arbeitsgruppe „Jugend und Familie“ ist eine überkonfessionelle, christliche Arbeitsgemeinschaft bestehend aus zumeist jungen Ehepaaren und Familien. Wir haben der Pressesprecherin der Gruppe, EDU-Mitglied Lisa Leisi, ein paar Fragen gestellt. Ihre Antworten haben wir bewusst kommentarlos und 1 zu 1 übernommen, wie wir sie von Frau Leisi erhalten haben. Hier ein Teil des Interviews.

Gay.ch: Uns interessiert, was Sie wirklich dazu anleitet, ein solches Referendum zu starten. Sie wollen eigentlich Familien helfen und diese fördern, deren Rechte stärken und mehr Unterstützung für Grossfamilien erreichen, warum sollte man dann eine Familienform ausschliessen?
Wir verstehen bedauerlicherweise nicht das Gleiche unter dem Begriff Familie. Familien bestehen aus den leiblichen Eltern mit Mutter und Vater und ihren Kindern und eventuell weiteren Angehörigen und/oder Mitbewohnern (da Sie Grossfamilien ansprechen). Dann gibt es nicht oder nicht mehr vollständige Familien, also Alleinerziehende, weiter sogenannte neu zusammengesetzte „Patchwork Familien“ und Pflegefamilien, sowie Familien mit Adoptivkindern. Solche Formen haben für die Kinder oft einen leidvollen Hintergrund und sind nicht zum Vornherein aus so gewünschten Umständen entstanden. Für die Kinder in Pflege- oder Adoptivfamilien gilt es, bei wenigen begründeten Ausnahmen, ein möglichst natürliches Umfeld mit „Ersatzeltern“ zu schaffen, die wiederum aus einem männlichen und weiblichen Elternteil bestehen. Damit kann ein Stück weit Ersatz und eine gewisse Normalität geboten werden. Uns geht es allein um das Kindswohl, welches wir gefährdet sehen bei Ihren Bestrebungen. Zudem haben wohl die wenigsten gleichgeschlechtlichen Paare den Wunsch, Kinder gross zu ziehen. Dieses Bedürfnis erscheint uns künstlich hochgespielt.

Sie weisen in der Broschüre „Zwölf Gründe gegen die Homoadoption“ darauf hin, dass es für ein bestmögliches Heranwachsen eines Kind eine natürliche, familiäre Umgebung bedarf. Was meinen Sie genau damit?
Diese Broschüre habe ich nicht mitverfasst, kann sie jedoch unterstützen. Unter einem natürlichen familiären Umfeld verstehe ich - und ein grosser Bevölkerungsteil - eine Familie mit den leiblichen Eltern mit Mutter und Vater, wie es sich bei Umfragen die allermeisten jungen Leute in Bezug auf eine eigene Familie vorstellen und anstreben. Allgemein bekannt und eigentlich logisch ist dabei, dass die Unterschiedlichkeit von Mutter und Vater einen grösseren Entwicklungsanreiz als Gleichheit bietet. Mutter und Vater geben insgesamt eben auch geschlechtsbedingt Unterschiedliches an ihre Kinder weiter. Zudem spielen Vater und Mutter mit ihrem Vorbild eine wichtige Rolle für die Identitätsfindung ihrer Kinder.

Das ganze Interview kannst du hier nachlesen

Dass das Referendum nicht zustande gekommen ist, wertet Pink Cross als wichtiges Zeichen der Gesellschaft. „In den letzten Jahren hat in der Gesellschaft eine Öffnung gegenüber LGBT stattgefunden, die wir sehr begrüssen“, so Bastian Baumann, Geschäftsleiter Pink Cross. Nichts desto trotz gibt es weiterhin zahlreiche Bereiche, in denen LGBT diskriminiert bleiben, insbesondere bei der Eheschliessung, der Blutspende oder eines fehlenden rechtlichen Schutzes vor Diskriminierung. „Das Parlament muss der offenen Gesellschaft endlich Rechnung tragen und die offenen Geschäfte zügig und positiv vorantreiben», betont Baumann. Den heutigen Tag wertet Pink Cross als wichtigen Schritt hin zu einer Öffnung der Ehe für alle. Aktuell ist der Nationalrat an der Ausarbeitung eines Erlassensentwurfes zur parlamentarischen Initiative „Ehe für alle“.