SÜDKOREA: Einvernehmlicher Sex zwischen zwei Soldaten ist an der Grenze zur Vergewaltigung
Die Truppe befand sich aufgrund der Pandemie in Isolation und übernachtete im Dezember 2020 in Zelten. Ein Soldat ging dann regelmässig in das Zelt eines anderen Soldaten, und die beiden hatten einvernehmlichen Oralsex. Da die beiden Männer entdeckt wurden, mussten sie sich nun vor einem Militärgericht verantworten.
Gleichgeschlechtliche Aktivitäten sind im gesellschaftspolitisch konservativen Südkorea zwar erlaubt, nicht jedoch in der Armee. Unter dem Artikel 92-6 des militärischen Strafgesetzes können solche Handlungen unter Personen des gleichen Geschlechts mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Schlimmer noch, selbst wenn diese Aktivitäten einvernehmlich sind, gelten sie als sexuelle Belästigung, oder wie es im aktuellen Urteil heisst, an der Grenze zur Vergewaltigung. Die Richter erklärten weiter, dass ihr Verhalten nicht der guten sexuellen Moral entspreche. Das Strafmass ist noch nicht bekannt.
Amnesty International kritisiert die Praxis bereits seit langem, da LGBTI+ im Militär in den Untergrund und zum Schweigen gezwungen würden. Obwohl die Community im Land immer sichtbarer werde, würden queere Soldaten Beleidigungen, Diskriminierungen und gar Gewalt erleben, entweder von anderen Soldaten oder sogar von Vorgesetzten.
Bei anonymen Interviews für einen Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2019 erklärten Betroffene, dass sie vor dem Dienstantritt schon nach ihrer sexuellen Orientierung gefragt wurden. Sollten Männer zudem zu feminin wirken, käme es auch zu physischem oder sexuellem Missbrauch durch ranghöhere Armeeangehörige.
Der Dienst in der Armee ist in Südkorea für alle Männer Pflicht. Der Dienst dauert insgesamt mindestens 21 Monate.