TSCHECHIEN: Ermittlungen gegen 30 schwule, HIV-positive Männer
Wie in den meisten anderen Ländern, so ist es auch in Tschechien strafbar, jemanden wissentlich dem Risiko einer HIV-Infektion auszusetzen. Unter diesem Vorwand wurden nun durch die Gesundheitsbehörden Untersuchungen gegen dreissig schwule, HIV-positive Männer aufgenommen, welche diesen Tatbestand angeblich verletzt haben. Doch, es gibt weder eine Beschwerde von einem angeblichen Opfer, noch gibt es einen Beweis, dass auch tatsächlich eine HIV-Infektion stattgefunden hat. Den einzigen Beweis, den es bislang gibt, ist, dass sich die Männer, seit sie ihren HIV-Status kennen, mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten angesteckt haben.
Einer der Männer, gegen welchen Untersuchungen laufen, erklärte gegenüber GayStarNews, dass er sich mit Tripper angesteckt habe, als er Sex mit einem anderen Mann hatte, welcher ebenfalls HIV-positiv ist. Er verstehe nun aber nicht, weshalb gegen ihn Ermittlungen laufen. Ähnlich sieht es Jakub Tomšej, ein Anwalt der tschechischen Aids-Hilfsorganisation. Es gebe gar keine Opfer, erklärte er. Er befürchtet nun, dass die einzige Konsequenzen bei diesen Fällen sein werde, dass HIV-Positive, welche sich mit einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit anstecken, nun nicht mehr zum Arzt gehen, wenn sie befürchten, dass dann Untersuchungen gegen sie eingeleitet werden.
Neun der Männer, gegen welche nun ermittelt wird, erklärten, dass sie sich mit einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit infizierten, während sie entweder Sex mit einer anderen HIV-positiven Person hatten, oder, sich infizierten, obwohl sie ein Kondom benutzten. Sie machen dabei darauf aufmerksam, dass beispielsweise Syphilis auch übertragen werden kann, wenn man ein Kondom benützt.
Dass es sich bei diesen Ermittlungen um eine Aktion gegen die Gay Community handelt, verneint Zdeňka Jágrová, die Vorsteherin der Gesundheitsbehörden. Sie behauptet, dass es reiner Zufall sei, dass all diese Männer schwul seien. Ihre Behörde sei verpflichtet, die Bevölkerung vor übertragbaren Krankheiten zu schützen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Anders sehen es diverse LGBT-Organisationen: Sie kritisieren das Vorgehen der Behörden massiv. Das Resultat werde sein, dass wieder vermehrt Infektionen von sexuell übertragbaren Krankheiten unbemerkt und unbehandelt bleiben, weil sich die HIV-positiven Männer nicht mehr getrauen zum Arzt zu gehen. Dies führe dazu, dass sich diese Krankheiten wieder stärker verbreiten werden. Dieses Beispiel zeige deutlich, dass die Kriminalisierung die schlechteste Lösung sei um Menschen vor HIV-Infektionen schützen zu wollen…