TSCHETSCHENIEN/ RUSSLAND: Zwei Männer in Russland verhaftet und der tschetschenischen Polizei ausgeliefert

TSCHETSCHENIEN/ RUSSLAND: Zwei Männer in Russland verhaftet und der tschetschenischen Polizei ausgeliefert
Ihnen gelang mit Hilfe des LGBT Network die Flucht aus Tschetschenien, nachdem sie Opfer der dortigen brutalen Verfolgung von Andersdenkenden und queeren Menschen wurden. Nun wurden die beiden Männer aber in ihrer Notunterkunft in der Nähe von Moskau festgenommen und der tschetschenischen Polizei übergeben, welche sie wieder in die russische Teilrepublik zurückbrachten. Dort drohen ihnen wieder massive Gewalt und Folter...

Es war im April 2020 als Salekh Magamadov und Ismail Isayev von einer tschetschenischen Sondereinheit verhaftet wurden, weil sie einen Telegram-Kanal mit dem Titel Osal Nakh 95 der politischen Opposition in der russischen Teilrepublik als Moderatoren betrieben haben. Sie wurden darauf gefoltert und veröffentlichten schliesslich ein Video mit einer Entschuldigung über den Kanal. Auf dem Video sah man ihnen offenbar an, dass sie massivst misshandelt und geschlagen wurden. Wieder auf freiem Fuss, wurden sie im Juni 2020 mit Hilfe des russischen LGBT Network aus Tschetschenien nach Nischni Nowgorod etwa 200 Kilometer von Moskau entfernt evakuiert.

Am Donnerstag wurden die beiden Männer nun offenbar in ihrem Versteck in Russland aufgespürt und verhaftet. Einem der Männer gelang es noch ihren Vertrauensmann David Isteev beim LGBT Network anzurufen. Im Hintergrund seien Schreie und viel Lärm zu hören, erklärt Isteev. Der Anwalt der Organisation, Alexander Nemov, traf darauf ungefähr eine halbe Stunde nach dem Anruf in der Notunterkunft ein, doch die beiden Männer wurden bereits weggeschafft. Laut Nachbarn sollen die Beiden von einer Sondereinheit bestehend aus schwarz gekleideten Männern verhaftet und abgeführt worden sein. Die lokale Polizei konnte laut Nemov erst nicht bestätigen, dass die beiden Männer bei ihnen in Gewahrsam sind.

Als sich der Anwalt mit einer offiziellen Beschwerde an die Polizei wandte erfuhr er schliesslich, dass Salekh Magamadov und Ismail Isayev trotzdem in deren Gewalt waren, mittlerweile aber der tschetschenischen Polizei übergeben und sich bereits auf der Fahrt nach Gudermes in Tschetschenien befinden. Das LGBT Network zeigt sich äusserst besorgt darüber und fürchtet um das Leben der beiden Männer.

In Tschetschenien läuft seit mehreren Jahren eine äusserst brutale LGBTI+ Verfolgung: Dutzende Personen wurden verhaftet, massivst gefoltert und teilweise sogar ermordet. Die internationale Gemeinschaft zeigt sich äusserst besorgt über die Situation für queere Menschen in der russischen Teilrepublik, und zahlreiche Staaten, darunter die USA, haben bereits Sanktionen gegen Tschetschenien erlassen. Durch Corona dürfte sich die Situation nochmals massiv verschlimmert haben, denn der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrov scheint die Pandemie zu nutzen um die Menschenrechte der Bevölkerung weiter einzuschränken.