TSCHETSCHENIEN: Über 100 Verhaftungen und mindestens 3 Tote bei Polizeigewalt

TSCHETSCHENIEN: Über 100 Verhaftungen und mindestens 3 Tote bei Polizeigewalt
Alleine in den letzten Tagen und Wochen ist es in der autonomen russischen Republik Tschetschenien durch die Polizei zu über 100 Verhaftungen von angeblichen Homosexuellen gekommen. Durch diese Gewaltwelle sollen auch mindestens drei Personen ums Leben gekommen sein. Laut Medienberichten soll es sich dabei um eine massive "Säuberungsaktion" handeln, welche derzeit im Gange ist...

Laut Berichten der Novaya Gazeta hat die Polizei in Tschetschenien in den letzten Tagen und Wochen eine enorme Verhaftungswelle gegen Homosexuelle ausgelöst. Dabei sollen über 100 Personen verhaftet und mindestens drei ums Leben gekommen sein. Unter den Verhafteten sollen sich auch berühmte religiöse Führer, sowie mindestens zwei bekannte Fernsehpersönlichkeiten befinden.

Gemäss den Medienberichten soll das Innenministerium die Verhaftungen bereits bestätigt haben. Auch die offiziellen Stellen der Sicherheitskräfte haben die Vorfälle offenbar bestätigt, während jedoch das Büro von Präsident Ramzan Kadyrov nichts von den Verhaftungen wissen will. Er ging sogar so weit und sprach von einem Aprilscherz.

Die "Säuberungsaktion", wie sie auch genannt wurde, war vor allem gegen prominente LGBT-Aktivisten gerichtet, welche in diesem Jahr in diversen Städten der Region versucht haben, eine Erlaubnis für eine Pride zu erhalten. Da diese ohnehin verweigert worden wäre, wollten sie darauf in Berufung gehen und das Urteil bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.

Für die nun erfolgten Verhaftungen soll die Polizei seine späteren Opfer auch via den Social Medias gesucht haben. Unter anderem sollen sie Messages verschickt haben, um für Dates abzumachen. Sind die Opfer dann erschienen wurden sie verhaftet und teilweise gar brutal verprügelt. Gemäss Zeitungsberichten soll eines der Opfer gar erst 16 Jahre alt gewesen sein. Der Junge sei für Tage verschwunden und danach schwer misshandelt zu seinen Eltern zurückgekehrt sein.

Durch die Verbreitung dieser Neuigkeiten haben viele Homosexuelle ihre Social Media-Profile gelöscht und sind aus der Region geflüchtet, da sie sich um ihr Leben fürchten.

Homophobie ist in Tschetschenien stark verbreitet und grosse Teile der Bevölkerung heissen gar den Mord an Homosexuellen gut. So erklärte etwa Präsident Kadyrov im Jahr 2008, dass es für einen Tschetschenen das schlimmste Verbrechen sei, dass er begehen könne, wenn er zugebe, dass er mit einem Homosexuellen befreundet sei. Gay Clubs sollen zudem den Staat schwächen, sowie auch den Willen, die Ehre und den Mut der Menschen. Im Gegenzug dazu sprach er sich für Polygamie und Ehrenmorde aus.